Bäume in Eggenberg

„All trees have a character analogous to that of men“ - William Shenstone

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Lebendige Vergangenheit

Wir Menschen lieben Bäume. Und das mit gutem Grund. Bäume tun unserem Körper und unserer Seele wohl. Sie sind ein wesentlicher Faktor, um unsere städtische Umwelt lebenswert und zukunftstauglich zu erhalten. Das allein wäre Grund genug, Ihnen einige der schönsten und kostbarsten Baumarten im Eggenberger Park näher vorzustellen.

Doch in diesem geschützten Gartendenkmal besitzen die Bäume noch eine weitere Dimension. Sie sind hier nicht nur Lebewesen, also Produkte der Natur, sondern auch Artefakte, wichtige Elemente eines Kunstwerks. Bäume besitzen hier auch symbolischen Charakter und vermitteln geheime Botschaften. Wir laden Sie ein, mit uns durch ein Landschaftsgemälde zu spazieren.

Eine neue Welt

Landschaftsgärten waren ursprünglich nicht nur Erholungs- und Freizeitraum, sondern eine hochpolitische Kunstform, die aus den revolutionären Ideen der Aufklärung entstand. Sie verliehen dem Traum von einer liberaleren und humaneren Gesellschaft Gestalt. In einer vollkommenen Landschaft würden, so hoffte man, auch freie, selbstständige Menschen heranwachsen. Am deutlichsten wird dies im Bild des frei wachsenden Baumes symbolisiert, der sich ungehindert zu voller Größe entfalten kann.

Die Landschaftsgärtnerei war nach der Mitte des 18. Jahrhunderts in England in Mode gekommen: ein poetisches Konzept, das tief in klassischer Mythologie und Literatur verwurzelt war und die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies widerspiegelte. Im Garten wurde die idealisierte Schönheit der scheinbar natürlichen Landschaft zur Allegorie der Reinheit menschlichen Empfindens. Gärten waren nicht Natur, sondern Form gewordene Poesie.

Dieser Traum von einer besseren Welt inspirierte auch Jerôme Herberstein (1772–1847), den Schöpfer dieses Parks, als er begann, in Eggenberg „eine neue Welt“ zu erschaffen, „... ein vollkommenes, der Mannigfaltigkeit der Natur nachgebildetes Landschafts=Gemälde“, das nach seinen Vorstellungen unter den geschickten Händen des schlesischen Obergärtners Franz Matern entstehen sollte. Ab 1829 ließ er den barocken Formalgarten schrittweise zur Landschaft im englischen Stil umgestalten, die nach 1860 fertiggestellt war.

Gemäldegalerie unter freiem Himmel

Im Landschaftsgarten konnten zentrale Gedanken der Aufklärung – Natur und Gefühl, Tugend und Freiheit – Gestalt werden. Die neuen Gärten bargen Erinnerungen an die Grand Tour, die jeder junge Aristokrat absolvierte. Man pilgerte nach Italien und sammelte Gemälde, die die klassische Schönheit der Landschaft festhielten und nun im Garten nachgeformt wurden. Dabei wurden Kompositionsprinzipien der Malerei– Perspektive, Blickachsen, das Spiel mit Licht und Schatten, architektonische Versatzstücke – auf die Landschaft übertragen.

Die einzelnen „Gemälde“ erschlossen sich den Betrachtenden erst in der Bewegung durch den Park, dessen Wegeführung sorgfältig komponiert war. In einer neuen Symbiose von Kunst und Natur wurden Wasserflächen, Felsen, Pflanzen oder Bäume mit symbolischer Bedeutung aufgeladen, um Effekt, Gefühl und Stimmung zu erzeugen. Da Europa die Katastrophe der Napoleonischen Kriege gerade erst aufzuarbeiten begann, spielten v. a. patriotische Motive sowie Elemente der Trauer und Vergänglichkeit eine entscheidende Rolle.

Das Landschaftsgemälde

Hier finden Sie eine kleine Auswahl an Impressionen des Eggenberger Schlossparks.

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Gruppe von Platanen

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Schlosspark im Winter

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Parkpoesie in Eggenberg

Auch Eggenberg ist ein kleines Landschaftsgemälde. Ein Rundweg erschließt die Szenerien des Parks, führt durch Wäldchen, die sich auf freie Wiesenflächen öffnen und den Blick auf Baumgruppen und Solitäre oder das Schloss selbst freigeben. Unerwartete Blickachsen, ein Hügel als Aussichtspunkt über das Terrain und eine Wasserfläche, die Kühle und Abwechslung bringt, sind zentrale Gestaltungselemente. 

Die Baumauswahl folgt strengen Regeln: Als Solitäre wurden vorwiegend Eiche, Blutbuche, Kiefer und Fichte eingesetzt. Als „vaterländische“ Bäume waren sie am Beginn des 19. Jahrhunderts stark emotional aufgeladene Motive, die bewusst als patriotische Zeichen ins Szene gesetzt wurden, ebenso wie die ausdauernde und scheinbar unzerstörbare Kiefer als Symbol der Widerstandskraft galt.

Forschungsreisen hatten unbekannte Baumarten nach Europa gebracht, die nun als Blickfang im Garten eingesetzt werden konnten. In Eggenberg sind solche neuen Gehölze zu lockeren, hainartigen Baumgruppen verpflanzt, die durch besonders attraktive Blüte, Herbstfärbung, Laub oder Rinde auffallen: Tulpenbaum, Trompetenbaum, Platane, Weymouthkiefer oder Gleditschie. Daneben gibt es dicht unterpflanzte Clumps heimischer Gehölze (Buche, Ahorn, Linde, Esche, Vogelkirsche), die zu malerischen „Gehölzbouquets“ verbunden wurden. Ein Gutteil dieses ursprünglichen Baumbestands ist auch heute noch vorhanden, einzelne Arten jedoch, v. a. Ulmen, Fichten, Eschen oder der im Biedermeier hochgeschätzte Götterbaum, sind in letzter Zeit durch Baumkrankheiten zunehmend aus dem Park verschwunden.

Übersicht der Eggenberger Bäume

Eibe

Taxus baccata

Auch heute finden aufmerksame Beobachter*innen im Eggenberg Park gar nicht so wenige Bäume des barocken Formalgarten des 18. Jahrhunderts.

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Hainbuche

Carpinus betulus

So manche, heute ausgewachsene Eggenberger Hainbuchen erinnert als Überreste der barocken Heckenwände an den verlorenen Garten aus dem 18. Jahrhundert. 

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Stiel- Eiche

Quercus robur

In zahlreichen Kulturen galt die Eiche als Symbol der Stärke, Dauerhaftigkeit und Unsterblichkeit. Als Lebensbaum ist sie eines der ältesten Symbole der Menschheit.

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Winterlinde

Tilia cordata

Seit Menschengedenken hat die herrlich blühende und duftende Linde höchste Wertschätung und Bedeutung bei den Menschen. 

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Fichte

Picea abies L.

In Eggenberg bildet die hochgewachsene Fichte in Form und Farbe einen perfekten Kontrast zu den runden Kronen der benachbarten Linde und Hainbuche.

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Blutbuche

Fagus sylvatica "Atropurpurea"

 

Der Landschaftsgarten verlangt nach Blickfängen, die sich von anderen Bäumen sichtbar abheben. Mit ihrem tiefroten Laub zieht die Blutbuche alle Blicke auf sich.

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Weymouth-Kiefer

Pinus strobus

Die Weymouth-Kiefer stammt aus dem östlichen Nordamerika und wurde bereits im 16. Jahrhundert als besonderer Blickfang in den Parkanlagen Europas eingeführt.

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Platane

Platanus x acerifolia

Im Mythos erinnert die fleckige Rinde dieses Baumes an den vom Sonnengott Apoll bestraften Satyr Marsyas, dem er an einen Platanenstamm gefesselt die Haut abzog.

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Ginkgo

Ginkgo biloba

Der Ginkgo ist nicht nur überaus robust und kann bis zu 1.000 Jahre alt werden, als echter Überlebenskünstler reicht seine Geschichte mehr als 200 Millionen Jahre zurück. 

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Tulpenbaum

Liriodendron tulipifera

Entwicklungsgeschichtlich reichen der Tulpenbäume bis in die Kreidezeit zurück. Die heute verbreitete Gattung ist Ende des 17. Jahrhunderts aus Nordamerika nach Europa gekommen.

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Trompetenbaum

Catalpa bignonioides

Knorriger Wuchs, herzförmige Blätter, auffällige Früchte und herrliche, weiße Blütenstände – die Katalpa ist der perfekte Blickpunkt für den Landschaftsgarten. 

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Gleditschie

Gleditsia triacanthos

In ihrer natürlichen Umgebung, den Wäldern Nordamerikas, schützt sich die Gleditschie mit starken Dornen seit Urzeiten vor Waldtieren.

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Paulownie

Paulownia tomentosa, syn. imperialis

Die Paulownie stammt aus Japan, wo sie große kulturelle Bedeutung hat, denn Blatt und Blüte waren ein Symbol der kaiserlichen Familie.

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Manna-Esche

Fraxinus ornus

Ihren biblisch inspirierten Namen verdankt die Manna-Esche dem öligen und zuckersüßen Saft, der in Süditalien seit Jahrhunderten zur medizinischen Verwendung geerntet wird. 

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Blasenesche

Koelreuteria paniculata

Ein attraktiver Neuankömmling im Eggenberger Garten ist die aus Ostasien stammende und nach dem deutschen Naturforscher Joseph Gottlieb Kölreuter benannte Koelreuteria, die Balsenesche.

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Amur-Korkbaum

Phellodendron amurense

In der kleinen Teichlandschaft des Eggenberger Parks ist die aus dem Amur-Gebiet an der Grenze zwischen China und Russland stammende Amur-Korkbaum zu bewundern.

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Schnurbaum

Styphnolobium japonicum

Dem Schnurbaum sieht man seine asiatische Herkunft gleich an, von dort ist er im 18. Jahrhundert nach Europa gekommen.

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Taschentuchbaum

Davidia involucrata

Von den großen, cremeweißen Hochblättern, die an feine, im Wind flatternde Taschentücher erinnern, hat der Davidia involucrata ihren deutschen Namen.

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