Fast säulenförmig und sehr schlank gewachsen, gehört die über 30 Meter aufragende Fichte in ihrer Monumentalität und solitären Stellung zu den auffallendsten Blickpunkten des Parks. In dichten Bögen fallen ihre Zweige mit den langen Nadelgehängen bis zum Boden. Sie zieht den Blick über die kleine Teichanlage weit nach hinten und schafft so Tiefe und Raum. Damit entkräftet sie das Vorurteil, die gemeine Fichte sei nur ein schlichtes Gebrauchsgehölz. Am richtigen Standort gezogen, kann sie zu beeindruckender Größe und malerischer Wirkung heranwachsen. Hier bildet sie in Form und Farbe einen perfekten Kontrast zu den runden Kronen der benachbarten Linde und Hainbuche.
Ihr botanischer Namen Picea leitet sich vom Pech (lat. pix) ab, denn alle Mitglieder der Kiefernfamilie mit ihren Gattungen Tanne, Fichte, Lärche und Kiefer sondern ein seit Urzeiten begehrtes Harz ab, das sich vorzüglich als Klebstoff zur Abdichtung von Schiffen, Holzwänden oder Behältern eignet. Die Zweige wurden auch als einfachste Leuchtmittel (Kienspäne) verwendet.
Im Landschaftsgarten besaß die Fichte wegen des dunklen, immergrünen Nadelkleids einen etwas düsteren, melancholischen Charakter und wurde gern in künstlichen „Wildnissen“ und schroffen, felsigen Szenarien eingesetzt. Es gab in Eggenberg ursprünglich viel mehr Fichten, von denen nach 1855 Hunderte Exemplare gepflanzt wurden. Da der Baum jedoch sehr viel Wasser braucht und eigentlich höhere Lagen bevorzugt, setzt ihm die fortschreitende Trockenheit besonders zu. Fichten sind leider durch die Klimaveränderung extrem gefährdet und werden als Stadt- und Parkbäume bald nicht mehr zu finden sein.
Am 1. Jänner 2024 brach der Stamm dieser großen Fichte in Folge eines Windstoßes im unteren Drittel, sodass dieser eindrucksvolle Baumriese leider verloren ging. Die Nachpflanzung erfolgt im Laufe des Jahres.