Der Landschaftsgarten verlangt nach Blickfängen, die sich von anderen Bäumen sichtbar abheben. Zur Blütezeit oder während der Herbstfärbung gibt es dafür viele Beispiele, doch im Sommer glänzt die Blutbuche, deren tiefrotes Laub alle Blicke auf sich zieht und für Abwechslung im Park sorgt. Sie verdankt diese seltene Blattfarbe einem Gendefekt. Ihr fehlt ein Enzym, das normalerweise nur im jungen Blatt vorkommende Pflanzenfarbstoffe abbaut. Die Epidermis des Blatts ist dadurch rötlich gefärbt und das Blattgrün im Inneren nicht mehr sichtbar. Im Herbst wechselt das Laub in einen ungewöhnlichen Kupferton, der den englischen Namen Copper beech erklärt.
Die Blutbuche ist eine natürliche Mutation der heimischen Rotbuche und wohl das einzige Gehölz, das auf einen bekannten Mutterbaum – aus dem Possenwald im thüringischen Sondershausen – zurückgeführt werden kann. Der Forstmeister Eduard Michael erkannte nach 1823 den gärtnerischen Wert dieser Farbvariante und versandte Reiser gezielt an viele andere Partner. Damit begann die systematische Zucht der Blut- oder Purpurbuche, sodass heute nahezu alle bekannten Exemplare von diesem einen Baum abstammen. Die Blutbuche entwickelte sich rasch zum farbigen Leitgehölz in Landschaftsgärten.
Auch Eggenberg besaß eine prachtvolle solitäre Blutbuche mit mächtiger Krone, silbergrauer Rinde und einem sorgfältig gezogenen, mehrstämmigen Wuchs. Sie war schon sehr früh, in den 1830er-Jahren, gepflanzt worden. Der Befall mit Brandkrustenpilz hatte sie nachhaltig geschwächt, sodass sie 2019 von einem nächtlichen Sturm gefällt wurde. Damit hat Eggenberg sein beliebtestes Naturdenkmal verloren. Eine Nachfolgerin ist bereits gesetzt und wird in 100 Jahren hoffentlich zu einem ebenso spektakulären Mittelpunkt des Parks herangewachsen sein.