Die imaginäre Wirtsstube soll die Bedeutung des Wirtshauses für das soziale und wirtschaftliche Leben im Dorf verdeutlichen. Im Mittelpunkt steht der Stammtisch, auf dem per Knopfdruck Stammtischgespräche und Musikstücke abrufbar sind. Im Gespräch wie im Zuhören erschließt sich eine Melange verschiedenster Stimmlagen, Geräusche und Töne, wie wir sie nur aus dem Wirtshaus kennen.
Im Rondell sorgen Einrichtungsgegenstände aus verschiedenen Wirtshäusern im Bezirk Liezen wie z. B. ein Eisschrank für eine Atmosphäre des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Objekte in Guckkästen stehen für besprochene Tagesthemen, die Teil des Wirtshauses oder die Basis von Gesprächen waren, wie unter anderem Wilderei oder Vogelfang. Historische Fotografien erzählen vom Zeitgeschehen und vom Alltagsleben der dörflichen Gemeinschaft. Ein Monitor zum Thema Nationalsozialismus steht für die kritische Auseinandersetzung mit zeitgeschichtlichen Themen der Region.
Die Wirtshäuser nahmen im Bezirk Liezen, der durch ein vielfältiges Wirtschaftsleben und seit dem 19. Jahrhundert vom zunehmenden Tourismus geprägt ist, seit jeher einen bedeutenden Stellenwert ein. Besonders der durch den Salz-, Eisen- und Provianthandel bedingte rege Transportverkehr war für die Wirtshäuser von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Diese bildeten mit der Kirche den Mittelpunkt eines sozialen Netzes, das weit über die räumlichen Grenzen eines Dorfes hinausreichte.
Land- und Forstwirtschaft, Bergbau und Verhüttung waren auf ein gut funktionierendes Transportsystem angewiesen und die zu Handelszwecken Reisenden förderten das gute Auskommen der Wirtshäuser. Neben dem Angebot von Speisen und Getränken nahm die Möglichkeit des Zusammenkommens und der Kommunikation eine ganz bedeutende Funktion für die dörfliche Gemeinschaft ein. Geschäfte wurden ausverhandelt, in privaten Gesprächen informierte man sich über Ereignisse in Familie und Nachbarschaft, politische Entwicklungen oder Tagesereignisse. So spielten Wirte auch eine wesentliche soziale Rolle im dörflichen Gefüge. Häufig betrieben sie auch Landwirtschaft, Bierbrauereien, Fleischhauereien oder andere Gewerbe.
Der Kegeltisch, ein sogenannter „Drauhn’l-Tisch“, lädt unsere Besucher*innen zu einem aktiven Spiel ein.