Jagdkundliche Sammlung

Mit 5.800 Objekten ist die Jagdkundliche Sammlung am Universalmuseum Joanneum die größte ihrer Art in ganz Österreich. Nicht nur ihr Umfang allerdings zeichnet sie aus, zu den Besonderheiten der Sammlung zählen neben „klassischen“ Exponaten auch die Schwerpunkte Wildökologie und Kulturgeschichte der Jagd.

Bildinformationen

Geschichte des Jagdmuseums Schloss Stainz

Die Geschichte der Jagdkundlichen Sammlung beginnt 1941, als das „Museum für Biotechnik und Jagdkunde“ gegründet wurde. 1949 übersiedelten die Bestände dieses Museums im Zuge der 25. Steirischen Jagdausstellung nach Schloss Eggenberg. Die Abteilung Jagdkunde des Joanneums wurde schließlich 1951 gegründet, erster Leiter war Wilhelm Hoffer. Auf Initiative von dessen Nachfolger, Philipp Meran, wurde schließlich 1953 das Jagdmuseum in Schloss Eggenberg eröffnet, das bis 1998 an diesem Standort blieb.

2003 übersiedelte die Jagdkundliche Sammlung schließlich nach Schloss Stainz, wo 2006 das neue Jagdmuseum eröffnet wurde.

Im Sinne Erzherzog Johanns

Die frühe Demokratisierung und Modernisierung der Jagd in der Steiermark verdanken wir Erzherzog Johann, dem Gründer des damaligen Landesmuseums Joanneum. Der „steirische Prinz“ hat als Wegbereiter der naturnahen und weidgerechten Jagd wesentlich zur Vorreiterrolle der Steiermark hinsichtlich ihrer gelebten Jagdkultur beigetragen.

Der Entstehung des Jagdmuseums liegen private Sammlungen, im weitesten Sinne aber auch der „Geist“ des Erzherzogs und die 25. Steirische Landesjagdausstellung im Schloss Eggenberg zugrunde. Der große Erfolg dieser Ausstellung im Jahr 1949 führte zur Gründung des Jagdmuseums, das 1953 als Abteilung des Steiermärkischen Landesmuseums unter der Leitung von Philipp Meran eröffnet wurde. Nachdem es von 1953 bis 1997 in Schloss Eggenberg untergebracht war, hat das neu aufbereitete Jagdmuseum seit September 2006 in den Räumlichkeiten von Schloss Stainz seinen gebührenden Rahmen gefunden.

Sammlungsthematik

Zu den Schwerpunkten der Sammlung zählen kunstgewerbliche Objekte, Gemälde und Grafiken mit historischen Jagddarstellungen, Waffen und Trophäen. Neben rund 160 Barockhirschköpfen aus der Sammlung des Grafen Lamberg haben auch einige Stücke aus dem Besitz Erzherzog Johanns Aufnahme in die Sammlung gefunden. Außerdem zeigt die Jagdkunde einen repräsentativen Querschnitt der Entwicklung von Jagdwaffen und verfügt über eine wertvolle Falknereisammlung sowie die zweitgrößte jagdwissenschaftliche Bibliothek Österreichs.

Vorbild und Reformer

Erzherzog Johann und die Jagd

Gilt es, den jagdlichen „Reformen“ nachzugehen, die im 19. Jahrhundert eingeführt wurden und bis heute nachwirken, so stößt man unweigerlich auf Erzherzog Johann.

Zu dieser Zeit war die Situation der Jagd angespannt, denn bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war das Jagdrecht nicht – so wie heute – an Grund und Boden gebunden. Die Jagd war dem Adel vorbehalten und somit vom „gemeinen Volk“ eher gehasst, da teilweise zu hohe Wildbestände auch zu großen Wildschäden führten, welche die ohnehin kargen landwirtschaftlichen Erträge schmälerten.

Das wiederum hatte unangenehme Auswirkungen auf die Jagd, denn ab 1848 – eine Zeit des politischen Wandels – öffneten sich viele Möglichkeiten für die Wilderei. Darunter litt auch der Gams- und Rotwildbestand in den Revieren von Erzherzog Johann, die er in der Umgebung des Brandhofes neben seinen eigenen Revieren auch von den Bauern rund um Mariazell gepachtet hatte. Das Flächenausmaß seiner Jagdreviere – Eigentum inklusive Zupachtung – betrug damals rund 30.000 ha.

Sein Anliegen war es nun, den Bestand durch Neuregelungen mittels Reviersystemen und sogenannten Berufsjägern wieder aufzubauen. Er ließ zum Beispiel nur bestimmte Revierteile bejagen und stellte sie danach mehrere Jahre unter „Schutz“, sodass es dort keine Beunruhigung gab. Johann engagierte sich auch sehr für die genaue Darstellung der Pflichten seiner von ihm eingesetzten „Berufsjäger“, aber auch deren „Löhnung“.

Bildinformationen

Lesen Sie mehr über die handschriftliche Originalaufzeichnungen von Erzherzog Johann über die Pflichten der Jäger

Museums-Highlight

Die Einläufige des Erzherzog Johann

„Mit einer Einläufigen lernt man rein schießen, seine Schüsse sparen und zur rechten Zeit abgeben“.

Die Waffe aus dem Besitz von Erzherzog Johann ist eine umgebaute Steinschlossbüchse aus der Werkstatt des Büchsenmachers Franz Steskal in Wien. Diese Vorderladerwaffe mit einem 8-Kantlauf, dem Zugkaliber 15,5 mm und dem Feldkaliber 14,2 mm besitzt bereits einen deutschen Stecher und eine aufklappbare Visiereinrichtung. Der aus Holz gefertigte Abzugsbügel, die Schaftkappe sowie die Ladestockösen sind mit Messing beschlagen, wobei die Einlegearbeiten am Lauf mit einem Silberfaden gestaltet sind.

Obwohl die Waffe aus adeligem Besitz stammt, ist ihre schlichte Ausführung auch ein Zeichen der Wertschätzung der Jagd und dem Wildtier gegenüber und repräsentiert eindrucksvoll auch die jagdliche Gesinnung des Erzherzogs, der mehrere Waffen dieser Bauart besaß. 

Bildinformationen

Ausgewählte Objekte
Jagdlicher Festtagsrock
Ein Rock der besonderen Art ist in der Dauerausstellung im Jagdmuseum Schloss Stainz zu sehen. 
Gedenkplaketten
Diese Medaillen und Gedenkplaketten wurden im Rahmen der ersten internationalen Jagdausstellung in Wien vergeben.