Der Hut als Marker
Der Bauernknecht aus der Stainzer Gegend fällt wegen seines zuckerhutförmigen Hutes besonders auf. Der „Bullkoglerhut“, üblicherweise aus Lodenfilz, war in dieser auffälligen Form in Teilen der Weststeiermark bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts verbreitet. Mitunter waren diese Hüte mit Schnüren bestückt – in Zahl und Farbe sollen sie die soziale Stellung und die Besitzverhältnisse der Person angezeigt haben. Die Schnüre für den Hut in der Vitrine wurden in den 1980er-Jahren von einer Museumsmitarbeiterin ergänzt, die auch die Stutzen strickte. Die Joppe kam aus Schladming, das Tuch gehörte einer Bauernfamilie aus Passail, die Pfeife trägt einen Herstellerhinweis aus der Südsteiermark: „M. Knecht, Sausaler Handarbeit".
Bis auf den Hut sind also alle Teile nicht aus der Stainzer Gegend – ein weiteres Beispiel für Gerambs Praxis, Kleidungsteile aus unterschiedlichen Gegenden der Steiermark ohne Scheu zusammenzusetzen und die Trachtenfigurine trotzdem in einer bestimmten Region zu verorten. Hüte signalisierten bereits seit dem frühen Mittelalter die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht. Im Kontext der Herausbildung von nationalen und regionalen Identitäten wurden sie zum Kennzeichen einer bestimmten Region.