„Wir haben uns hier seit 5 Tagen niedergelassen. Eggenberg zeigt sich in seiner ganzen Schönheit. Die Obstbäume stehen in voller Blüte und verbreiten einen köstlichen Duft“, kann der neue Besitzer, Jerome Graf Herberstein, noch kurz nach 1800 von einem ersten Besuch berichten. Doch das sollte sich rasch ändern.
Die Napoleonischen Kriege treffen auch die Steiermark hart, Graz wird zweimal besetzt und Herberstein zieht es vor, viele Jahre lang auf seinen weit entfernten schlesischen Gütern zu bleiben. Eggenberg steht leer und im Garten fuhrwerkt der neue Obergärtner Severin Purtscher, der bald „unverkennbare Zeichen des Wahnsinns“ zeigt. Fataler jedoch ist der Krieg. Im Mai 1809 quartiert sich General MacDonald mit einem ganzen Kavallerieregiment in Eggenberg ein – zwar nur für wenige Tage, doch auch in so kurzer Zeit können Hunderte hungrige Soldaten, die viel Brennholz brauchen, gewaltigen Schaden anrichten. Als die Franzosen abziehen, wird das Schloss für einige Zeit Militärspital und es braucht Jahre, bis die Anlage wieder instand gesetzt werden kann. Erst 1829 nimmt Jerome Herberstein, der selbst ein begeisterter Amateurgärtner war, die Arbeiten auf und lässt Eggenberg mithilfe seines jungen schlesischen Obergärtners Franz Matern langsam zum englischen Landschaftsgarten umgestalten.
Matern und sein Herr haben große Pläne. Sie wollen nicht nur die schönste Gartenanlage weit und breit erschaffen, sondern auch einen rentablen Handelsgarten – also eine Verkaufsgärtnerei – einrichten, in der der Überschuss der Produktion an Blumen, Bäumen und Sträuchern verkauft werden kann. Doch Matern plant so großzügig – mit neuen Glashäusern und Schauanlagen, umfangreichen Ankäufen von Exoten in ganz Europa –, dass die Ausgaben die zu erwartenden Einnahmen bei weitem übersteigen und der Handelsgarten nie ein finanzieller Erfolg wird. Herberstein verliert rasch das Interesse daran.
Lediglich die Obsttreiberey erweist sich nach 1835 als gewinnbringend. Der viel zu groß gewordene barocke Küchengarten wird zur Baumschule umgestaltet, auf der über 10.000 Hochstämme und getriebenes Zwergobst (französ. Pfersich Baumer, Apricosen, Hochstammige Reglotten od. Perdrigon, Merawelln) für Eigenbedarf und Verkauf produziert werden.
Aus diesen Jahren haben sich einige Verkaufskataloge der Herberstein´schen Handelsgärtnerei erhalten, die uns einen guten Einblick in die Sortenvielfalt von Edelobst in Eggenberg geben. „Veredelte Obstbäume, welche als Hochstämme, Zwerg- oder Spalierbäume abgegeben werden“ bietet Matern darin an, darunter 46 Sorten Äpfel, 72 Sorten Birnen, 16 Sorten Marillen, 23 Sorten Pfirsiche, 51 Sorten Kirschen oder Weichseln und 16 Sorten Pflaumen – alle auf Quitten- bzw. Johanneskirschen-Stämmchen veredelt, wie Matern erklärt – werden neben 23 verschiedenen Weinreben ab 1836/37 zum Verkauf angeboten.
Selbst als Matern den Dienst quittiert und sich selbstständig macht, hält sein Nachfolger, der ebenfalls aus Schlesien stammende Friedrich Wägner, den Obstbau in reduzierter Form noch über Jahrzehnte aufrecht. Erst nach Jeromes Tod 1847 unter einem neuen Gutsherrn, der für Gärten wenig Interesse zeigt und sich kaum in Graz aufhält, geht es mit dem Eggenberger Garten langsam bergab. Wägner wird alt und misslaunig, das Gartenpersonal wechselt immer häufiger und 1859 kann der Garten und die Obsttreiberei nur noch als „verwahrlost“ beschrieben werden. In den 1870er-Jahren wird die Handelsgärtnerei ganz eingestellt.