Günter Brus hat mit seinen Aktionen ikonische Bilder geschaffen, die ins kollektive Bildgedächtnis eingegangen sind. Der schmächtige Körper, der im „Wiener Spaziergang“ weiß bemalt und von einer schwarzen Linie längs geteilt vom Heldenplatz Richtung Stephansplatz geht, um nach kurzer Zeit von einem Polizisten angehalten zu werden, steht paradigmatisch für die gesellschaftliche Situation des Nachkriegsösterreich. Die zuckende Linie symbolisiert die Verletzung, den Schnitt, die Wunde, die Gespaltenheit, das Aufbrechen des Selbst. Auch wenn man in Österreich dem Wendejahr 1968 gedenkt kommt man an Günter Brus nicht vorbei.
Die sogenannten Uni-Aktion ist der einzige relevante Beitrag Österreichs zu den weltweiten Protesten dieses Jahres. Dass dieser künstlerisch ausfiel und nicht politisch, lässt im Übrigen genauso auf die österreichische Gesellschaft schließen wie die Art des Protestes. Der österreichische Autor Peter Turrini gratulierte ihm Jahrzehnte später zu dieser „menschlichen und künstlerischen Großleistung“: „Es war das Schönste, was sie machen konnten.“
"Günter Brus war eine der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, der mit seiner Kunst an die Grenzen gegangen ist und seinen Körper sprichwörtlich der Zerreissprobe ausgesetzt hat. Er hat bedingungslos für die Kunst gelebt und nie vor den Konsequenzen seiner Radikalität zurückgeschreckt. Er hat für die Kunstgeschichte Bleibendes geschaffen. Günter Brus war nicht nur rigoroser Aktionist, obsessiver Zeichner und spracherweiternder Dichter, sondern bis zuletzt ein heller Geist und politischer Mensch, der schmerzlich fehlen wird." so Roman Grabner, Leiter des BRUSEUMs.