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Bildinformationen

Der Künstler der Frühen Neuzeit

Selbstbewusst und vornehm gekleidet präsentieren sich die vom flämischen Maler Anthonis van Dyck porträtierten Künstler. Mit ihren Gesten deuten sie auf ihre Fachgebiete hin.

Der Landschaftsmaler Joos de Momper verweist auf eine im Hintergrund liegende bergige Landschaft. Sebastian Vrancx, bekannt als Schlachtenmaler, deutet auf den Griff eines Degens an seiner Seite. Nur Pieter Brueghel ist rein durch die Bildunterschrift als Maler von ländlichen Alltagsszenen beschrieben.

Der Künstler der Frühen Neuzeit ist gebildet, elegant und kenntnisreich. In Haltung und Kleidung ist er erstmals Gelehrten und Adeligen ebenbürtig und wird ohne Pinsel und Palette dargestellt.

Anthonis van Dyck (1599–1641) revolutionierte mit seiner Stichfolge der Ikonographie – einer Sammlung von Bildnissen bedeutender Künstler, Kunstliebhaber, Gelehrter, Diplomaten und Fürsten – die Porträtauffassung vor allem von Künstlerpersönlichkeiten.

Pieter Brueghel d. J. (1564–1638)

Dieses Blatt zeigt sehr gut die Arbeitsweise des Meisters bzw. seiner Werkstatt. Anthonis van Dyck nennt sich in der Bildunterschrift selbst als Ausführenden der Radierung. Es gibt zwei Vorzeichnungen, die offensichtlich bei einer Sitzung von Maler und Künstler entstanden sind. Jene aus der Eremitage in St. Petersburg hat van Dyck im Druck umgesetzt. Der schnelle Entwurf der Komposition, in diesem Fall die Sitzhaltung und Drehung des Dreiviertelprofils, ist dem Meister vorbehalten. Die Könnerschaft drückt sich vor allem in der detaillierten Ausführung des Kopfes aus. Der direkte Blick auf die Betrachtenden, die in Falten gelegte Stirn, jedes Bart- und Haupthaar sind präzise wiedergegeben. Eine vollständige Ausführung der Kleidung und des Hintergrunds scheinen nicht vorgesehen gewesen zu sein. Gerade dieser Umstand macht die Graphik so reizvoll.

Pieter Brueghel d. J., Mitglied der berühmten flämischen Künstlerfamilie Brueghel, war zeit seines Lebens wie sein Vater und sein Bruder bereits sehr geschätzt. Sein Gemälde Flämische Kirmes ist eines der Highlights der Alten Galerie.

Joos de Momper d. J. (1564–1635)

Diese Graphik ist eine der wenigen von Anthonis van Dyck selbst ausgeführten Radierungen innerhalb der Serie Ikonographie. Ähnlich dem Blatt von Pieter Brueghel d. J. ist auch hier der Kopf sehr prägnant und akkurat ausgeführt. Körper, Kleidung und die Landschaft im Hintergrund sind eher skizzenhaft gehalten. Der schnelle Entwurf wird nur in einigen Teilen mit einer Schattierung hauptsächlich mit Parallelschraffur unterstützt.

Mit einem Zeigegestus verweist der Künstler, Joos de Momper d. J., auf die Landschaft hinter sich. Dies ist ein eindeutiger Hinweis auf seine Präferenz der Landschaftsmalerei. De Momper ist einer der bedeutendsten flämischen Landschaftsmaler. In der Alten Galerie sind zwei seiner Werke unter dem Thema On the road – ein Kontinent in Bewegung zu sehen.

Sebastian Vrancx (1573–1647)

Wie in der Bildunterschrift genannt, geht die Radierung von Schelte Bolswert auf ein Gemälde von Anthonis van Dyck zurück. Dieses in monochromem Braun gehaltene Ölbild befindet sich heute in Boughton House in Kettering, Northamptonshire. Die Reproduktion übernimmt Gestik, Blickrichtung und Haltung uneingeschränkt von der Vorlage.

Mit einem Demonstrationsgestus verweist der Dargestellte, Sebastian Vrancx, auf den Griff eines Degens an seiner Seite. Dies kann einerseits als Hinweis gedeutet werden, dass der flämische Maler Vrancx von 1621 bis 1631 Kapitän der Antwerpener Bürgerwehr war. Andererseits gilt er als Begründer des flämischen Militärgenres. Er spezialisierte sich auf Abbildungen von Reitergefechten, Überfällen auf einen Konvoi oder Plünderungen im Dorf. Das Thema des Militärlebens wurde von ihm eingeführt und verbreitete sich von Flandern aus über ganz Europa – sicherlich auch angefacht durch die Zeit des Dreißigjährigen Krieges.