Des Künstlers Familie im Blickpunkt

Bildinformationen

Familienmitglieder als Modelle

Gerne porträtieren Künstler*innen Familienmitglieder. Sie sind oft die ersten Modelle, die unentgeltlich zur Verfügung stehen.

Die Geliebten in Erinnerung zu behalten sowie ihr Bildnis für Generationen zu überliefern, sind wohl die Hauptgründe für ihre Abbildung. Gleichzeitig sind es Momentaufnahmen eines Lebensabschnitts. So ist es einmal die junge, modisch gekleidete Ehefrau, die durch den Griff zu ihrem Rosenkranz ihre Frömmigkeit unterstreicht. Das andere Mal berührt uns die intime Darstellung der Mutter mit dem Witwenschleier im Dreiviertelprofil.

Maria Ruten (um 1622–1645), Ehefrau von Anthonis van Dyck

Das Gemälde von Anthonis van Dyck, das seine junge Frau Mary Ruthven (Maria Ruten) zeigt, befindet sich heute im Prado in Madrid. Der Stich wurde erst nach dem Tod des Malers vom Verleger Gillis Hendricx beauftragt und von Schelte Bolswert ausgeführt.

Mary Ruthven stammt aus schottischem Adel und heiratete 1640 Anthonis van Dyck. Sie ist einer Adeligen entsprechend mit einem tief dekolletierten Kleid aus changierender Seide dargestellt. Dieses ist vorne reich mit Perlen und Edelsteinen als Spangenbesatz ausgestattet. Zusätzlich trägt sie Perlenohrringe und eine Perlenkette.

Mit einer spielerischen Geste hebt sie einen um ihr Handgelenk gelegten Rosenkranz an – ein Hinweis auf ihre Frömmigkeit und die Abstammung aus einem streng katholischen Haus. Das Eichenlaub in ihrem Haar steht symbolisch für Beständigkeit und Treue, wichtige Werte in einer Ehe.

Rembrandts Mutter mit Witwenschleier, ca. 1631

Der niederländische Kunsthändler Clement de Jonghe (1624/25–1677), der am Ende seines Lebens 74 radierte Kupferplatten von Rembrandt besaß, bezeichnete in seinem Inventar dieses Blatt als „Rembrandt’s moeder“. Von diesem ausgehend lassen sich weitere Darstellungen der alten Dame zuordnen.

Rembrandts Mutter, Neeltgen Willemsdr. van Zuytbroeck, sitzt im Dreiviertelprofil in einem gepolsterten Lehnstuhl an einem Tisch. Der Hintergrund ist gänzlich offengelassen. Gelassen hat sie ihre Hände in den Schoß gelegt. Brillant ist die graphische Umsetzung des pelzbesetzten Umhanges. Dennoch gilt die Aufmerksamkeit beim Betrachten dem Gesicht der Alten, deren Falten um die Augen und der dünnlippige Mund hervorragend festgehalten sind. Der Künstler hatte seine Mutter zuerst ohne den Schleier porträtiert: So befindet sich darunter eine genaue Haarzeichnung und es stehen noch einzelne Haare rechts vom Gesicht ab. Das schwarze Kopftuch lässt sich als Witwenschleier interpretieren, ein Hinweis auf den Tod des Ehemannes, Rembrandts Vater, 1630.

Tante von Gerard Dou

Die Dargestellte wird erst durch den folgenden Arbeitsschritt auf der Kupferplatte bekannt. Seitlich der Wappenabbildung wird ein Text ergänzt, der die alte Frau als Tante des niederländischen Malers Gerard Dou bezeichnet. Die Reproduktionsgraphik von Johann Georg Wille bezieht sich auf ein Gemälde von Dou, dessen Standort heute nicht bekannt ist. Im 18. Jahrhundert befand sich das Bild im Besitz des Kupferstechers Wille. Er nennt auf dem Blatt zusätzlich seine Adresse: Paris, Quai des Augustins – ein beliebter Treffpunkt vieler Künstler und Ort seiner umfangreichen Kunstsammlung.

Die alte Dame sitzt hinter einem Rundbogenfenster und blickt die Betrachtenden müde an. Die Mundwinkel sind leicht vergrämt nach unten gezogen. Das krause Haar ist nach hinten gekämmt. Das Fenster dient der Dargestellten als Rahmen.