"In der noch immer offenen Frage, ob die gesellschaftliche Organisationsform des digitalen Netzzeitalters eher der Dystopie eines totalitären Kontrollsystems oder eher der Vision von Open Commons folgen wird, kommt der künstlerischen Arbeit einmal mehr eine im eigentlichen Sinn avantgardistische Aufgabe zu." (Manuela Naveau)
Seit das World Wide Web 1993 für die Öffentlichkeit freigegeben wurde, verändern digitale Kommunikationstechnologien unsere Beziehung zur Welt. Die grenzenlose Verbundenheit ermöglicht enge Zusammenarbeit über weite Distanzen, bringt uns aber auch zunehmend in die Abhängigkeit von großen internationalen Konzernen, die mit der Sammlung und Nutzung unserer Daten zu Geld und Macht gekommen sind und versuchen, mit ihren gesammelten Informationen unsere Bedürfnisse zu steuern.
Dabei gab es bereits in den 1980er-Jahren unabhängige Mailboxnetze zur elektronischen Kommunikation einer Gegenöffentlichkeit von Initiativen und Aktivist*innen aus Umweltschutz, Menschenrechten – und auch der Kunst. Neue Welten öffneten sich für grenzüberschreitende Experimente, bisher unbekannte Räume jenseits der Märkte taten sich auf. Erste Netzkunstprojekte, Online-Plattformen und Mailinglisten zum Austausch für Medienkünstler*innen entstanden, unabhängig von den Steuerungsmechanismen des Kunstbetriebes.
Mit der rasanten Ausbreitung der elektronischen Vernetzung in den 1990er-Jahren begannen zahlreiche Initiativen mit der Arbeit zwischen Kunst, Gesellschaft und Technologie. Letztere wurde teilweise selbst zur Kunst: Mit der Schaffung digitaler Tools wie dem Programmieren eigener Software, der Herstellung elektronischer Interfaces und freien Servern für die Community gingen Kunst und Technologie ineinander über. Eine neue, meist kollaborative DIY-Kultur entstand. Gleichzeitig wurden die rasch im Web entstehenden Strukturen offizieller Institutionen und Firmen hinterfragt und mit subversiven Strategien auf den Kopf gestellt.
In der "DigiDic SommerWerkstatt" werden nun Werkzeugkästen dieser Netzkultur erkundet. Von feministischen Initiativen, der OpenSearch-Bewegung oder Community-Servern bis hin zu DIY-Projekten werden Strategien der Selbstermächtigung vorgestellt, diskutiert und performt.
Workshops, Vorträge , Diskussionen und Konzerte in Kooperation mit dem Volkskundemuseum am Paulustor, CoSA, mur.at und OpenWebSearch.eu