Lange war die bildende Kunst damit beschäftigt zu illusionieren. Erst mit Beginn der Moderne hat man begonnen, auf diese Tatsache hinzuweisen und dagegen sogar anzukämpfen. Die Anwendung eines analytischen Blickes war verantwortlich, derartigen Täuschungsmanövern kritisch zu begegnen. Die Erkenntnis war, dass man sich kein verlässliches Bild von der Wirklichkeit machen kann. Jeder trägt seine eigene Realität in sich und geht von unterschiedlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten aus.
Markus Wilfling beschäftigt sich in seiner künstlerischen Praxis eingehend damit. Als Vertreter einer jüngeren Generation von Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit dem Begriff Skulptur auseinandersetzen, führt er mit ebenso einfachen wie eindringlichen Mitteln vor, wie leicht man Gesehenes „missverstehen“ kann. Physikalische Gesetzmäßigkeiten wörtlich genommen oder Perspektivenänderungen führen dabei oft zu verblüffenden Wahrnehmungswechseln.
So auch in seiner Arbeit -3 m Brett. Ein Sprungbrett wird dabei nicht vor ein Schwimmbecken positioniert, sondern spiegelbildlich in einen blau ausgestrichenen Pool versenkt. Man hat überraschenderweise denselben perspektivischen Eindruck, als würde man das Brett von unten sehen. Die dreidimensionale Anordnung wird zum Vexierbild – zu einem Bild, das durch spezielle Konstruktion aus verschiedenen Blickrichtungen unterschiedliche Bildinhalte vermittelt. Eine multistabile Wahrnehmung tritt beim Betrachter auf.
In der Op-Art stößt man auf ähnliche spontane Reorganisationen der Wahrnehmung. Das menschliche Sehen wird hier als aktiver Sinnesvorgang erkannt. Das Gehirn versucht unterdessen, die Aktivierung der Rezeptoren sinnvoll zu interpretieren. Die Prozesse der Wahrnehmungsorganisation sind aber, angesichts derartiger optischer Reize, in Konflikt gesetzt und scheinen eine eindeutige Lösung zu verhindern.
Eine Erfahrung aus der Zweidimensionalität setzt Markus Wilfling hier in die Dreidimensionalität um. Er illusioniert gleichsam eine Realität, die nicht existiert.