Alles, was wir über uns und die Welt wissen, haben wir in Datenbänken, Archiven, Bibliotheken oder anderen Speicherstrukturen verstaut. In analoger oder digitaler Form versuchen wir alles festzuhalten, was uns wichtig erscheint und uns über unsere Existenz und dessen Bedingungen Aufschluss geben könnte. In Laptops und analogen Gebinden wie bspw. Koffern tragen wir auch Teile davon mit uns herum.
Wir sind also nicht nur das, was durch unsere körperliche Sphäre sichtbar wird – auch wenn wir das Geistige dazu nehmen, sind wir noch immer nicht vollständig. Wir sind auch alles, was wir haben, womit wir uns beschäftigen, was wir äußern und was wir mit uns herumtragen. Wir sind auch unser Koffer. Wenn wir aber das im Kleinen sind, was die Welt im Großen ist ...
Philosophen, Künstler, Wissenschaftler führen vor, dass unser materielles und körperliches Leben eine Illusion ist und die Wirklichkeit „außerhalb“ zu suchen sei – überall, nur nicht vor unseren Augen. Von Platos Höhlengleichnis bis zu Hollywoodfilmen wie „The Matrix“ werden wir damit konfrontiert.
Peter Weibel, kritischer Polyartist und Theoretiker, weist seit den frühen 1960er-Jahren darauf hin. Auch mit seiner Arbeit Die Erdkugel als Koffer, die in der Tradition der Konzeptkunst und Land Art zu verstehen ist, führt er uns an die Grenzen der Wahrnehmung heran. Ein überdimensionaler Griff eines Koffers, der mitten in der Landschaft steht, lässt den Betrachter vermuten, dass die Weltkugel ein riesiger Behälter ist, der gefüllt ist mit Daten, Organismen und Gegenständen, die ihrerseits auch wieder Informationsträger sind.
Man fühlt sich an Kant erinnert, der darauf verwiesen hat, dass weder sinnliche Erfahrung noch der Verstand allein zur wirklichen Erkenntnis der Welt führen. Verstand und sinnliche Wahrnehmung seien zusammenzuführen, sodass Erkenntnis entstehen kann. Weibel, als Künstler und Theoretiker, hat das in seinem Koffer zusammengepackt, um ihn mitnehmen zu können auf den Weg der Erkenntnis.