Der Titel ist Programm: Materialprobe: Sieg über die Sonne, Kunst sich über die Natur lustig zu machen. Beton, Spiegel, Polyester und Farbe setzt Gustav Troger ein, um ebendiese Werkstoffe zu erproben. Natürlich nicht im wortwörtlichen Sinn eines mechanischen Dauertests, sondern im metaphorischen. Die installative Plastik mit dem nahezu literarischen Namen setzt mit der Bewegung des Betrachters um sie herum einen Reigen innerer und äußerer Bilder in Gang.
Troger platziert die Figur eines Kindes auf eine rechteckige Betonfläche im Rasen, unter einer schrägen Wand gleicher Größe, die wie aus dem Boden geklappt wirkt. Die Hautfarbe der Figur entspricht dem Typ „Schokoladebraun“, wie man ihn von Puppen kennt. Hat die verspiegelte Innenfläche der Wand den Körper gebräunt? Wohl nicht, denn ihr Winkel macht sie zur Reflexion der Sonne untauglich. Es ist allein der Wille des Künstlers, der den irritierenden Sieg über die Sonne feiert. Es ist seine Imagination, welche sich über die Natur lustig macht.
Materialprobe steht in der mittlerweile langen Reihe von Arbeiten, bei welchen Troger mit Verspiegelungen arbeitet. Vom Porsche über (Kunststoff-)Pferde, Säulen und Altären bis hin zu einer lebensgroßen Kopie der Filmagentenkarikatur Austin Powers zerlegt der Künstler scheinbar eindeutig kodierte Teile einer komplexen Wirklichkeit mittels kleiner Spiegelstücke optisch, damit auch die in den Scherben reflektierte Umwelt. Sachverhalte werden infrage gestellt, zumindest einer allzu schnellen Klassifikation entzogen. Die Objekte werden zu Katalysatoren für das Nachdenken über das Wesen von Realität. Motto: Wie wirklich ist die Wirklichkeit?