Aus gewundenem Kupferrohr geformt, bildet Michael Kienzers Skulptur o. T. (1992/94) ein konisches, trichterartiges Raumgeflecht, das nicht einfach in die Landschaft gestellt ist, sondern über einer Hügelkuppe aufragt bzw. aus ihr hervorzugehen scheint.
So als ob das Objekt aus der Landschaft wie ein spiraliges Gestrüpp hervorwachsen oder auch wie ein riesiges Vogelnest über diesem Gelände thronen würde. Es wirkt damit wie ein spiegelbildlicher skulpturaler Kommentar oder wie eine komplementäre Fortsetzung dieser Landschaftsformation.
Dieses Kunstgebilde aus patiniertem Kupfer verweist in seinem spiegelbildlichen Bezug zur Landschaft auf deren eigene Künstlichkeit und skulpturale Eigenschaften. Es bezeichnet also von sich aus seinen landschaftlichen Kontext als seinerseits kalkuliertes und konstruiertes Gebilde, und verdeutlicht damit, dass jede Bestimmung von Natürlichkeit und Natur unausweichlich zivilisatorische Rahmenbedingungen und Vorstellungen widerspiegelt.
So interpretiert diese Skulptur ihren Umraum, indem sie ihn einerseits zum Anlass nimmt, ihre eigene Gestalt darauf abzustimmen und indem sie andererseits den Zusammenhang von Natürlichkeit und Künstlichkeit als relationales Verhältnis definiert, das jede polare Gegenüberstellung als Verklärung und Vereinfachung bloßstellt.
In ihrer schwunghaft kreisenden Gestalt vermittelt die Skulptur darüber hinaus Prozessualität und Dynamik. Sie bezieht sich damit metaphorisch auf das Geschehen in der Natur als permanenten Kreislauf von Veränderungen. Weil sich die Farbe des Kupfers durch Oxidation verfärbt hat, bildet sich auch am Kunstobjekt selbst ein natürlicher Prozess ab, und wird auch die Skulptur in der Natur zugleich als Teil der Natur erfahrbar.
In einer für Kienzers Werk bezeichnenden Weise wird hier ein Bezug zwischen Kunst und Wirklichkeit hergestellt, der die Gestalt des Objekts an die Struktur und Funktion seines soziokulturellen Umfeldes rückkoppelt.