1977–1982 studierte der Künstler an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Bruno Gironcoli. Die Kunst von Franz West hat eine nicht gerade typische Entwicklung genommen. Stark geprägt durch den Wiener Aktionismus, machte der heute höchstbeachtete Künstler eine schwierige erste Phase durch, in der es ihm nicht gelang, in der Wiener Kunstszene Anerkennung zu finden, und damit seine Arbeit dem institutionalisierten Ausstellungsbetrieb der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sondern seine Collagen auf der Straße verkaufte.
In dieser Zeit vertiefte er sich in die Schriften Wittgensteins und Freuds und später auch in die Werke neuerer französischer Denker wie Barthes, Lacan oder Deleuze. Sein Engagement fand in einer Vielzahl von Medien Ausdruck, vom Mobiliar bis zum Videofilm oder Texten philosophischen und sprachwissenschaftlichen Inhalts. Seine ersten, „formes brutes“ aufweisenden Skulpturen zeigen deutlich eine Beeinflussung durch den Expressionismus.
Aufgrund seines Faibles für archaische Kulturen kultiviert er eine primitive Technik und hat Freude daran, „all das zu tun, was man in der Kunst nicht tun darf.“ Sein Werk enthält ein wiederkehrendes thematisches Element: die Beziehung zum Körper. All seine Skulpturen, egal ob nützlich oder nutzlos, haben den Menschen als Maßstab. Er schuf auch „tragbare“ Strukturen, so etwa eine Art von Prothesen aus Stangen und Mullbinden, die den Körper zwingen, eine verdrehte Haltung einzunehmen (Passstücke), oder seine „Lemurenköpfe“.
Er hat „amorphe“ Skulpturen geschaffen, die von der afrikanischen Kunst inspiriert sind. Und schließlich gehören zu seinem Werk Objekte, die er in eine „performative Situation“ stellt, wie zum Beispiel seine metallenen Liegen oder Sessel, die aus verschiedenen Stahlelementen zusammengeschweißt sind. Die Sessel und Liegen sind direkte assoziative Transformationen herkömmlicher Möbel, Objekte, deren kodifizierte Form grundsätzlichen Verhaltensweisen des Menschen entsprechen, körperliche Bezugnahmen suggerieren, gleichzeitig jedoch – als isolierte Kunstwerke – scheinbar verbieten.
Die Skulpturen Franz Wests, die er in eine Situation stellt, wo sie als Skulpturen unbemerkt bleiben können, erfassen den Übergang vom Objekt zum Accessoire, von der Präsentation des Werks als Objekt der Betrachtung zu seiner Verwertung und Nutzung an einem Ort als integriertes Element. Diese manchmal unbewusste oder unwissentliche Aktivierung seiner Werke durch Betrachter/innen konstituiert das künstlerische Ereignis der Arbeit Franz Wests.
1988, 1990 und 1992 gestaltete er den österreichischen Beitrag für die Biennale in Venedig. Von 1992 bis 1994 hatte Franz West eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main inne. Er stellte unter anderem 1997 im Museum of modern Art in New York und bei der documenta X in Kassel, bei der er bereits 1992 teilnahm, aus. 2006 waren seine Arbeiten in der Albertina in Wien zu sehen und 2008 war er mit einer Ausstelllung im Museum für angewandte Kunst in Wien vertreten. 2010 war er im Museum Ludwig in Köln präsent. Der Künstler erhielt zahlreiche Auszeichnungen, wie 1987 den Otto-Mauer-Preis, 1994 den Skulpturen-Preis der EA Generali Foundation und 1998 den Wolfgang-Hahn-Preis.