Lois Weinberger

Geb. 24. September 1947 in Stams, gest. 21. April 2020 in Wien

Nach seiner Tätigkeit als Schlosser und Kunstschmied war der Künstler 1994–1995 als Professor an der Akademie Karlsruhe tätig, 1996–2004 war er mit zahlreichen Vorträgen im In- und Ausland vertreten. Lois Weinberger bezieht eine besonders eigenwillige Position innerhalb der österreichischen Skulptur. Er bewegt sich an der Schnittstelle von Kunst und Natur, Natur und Skulptur, Kunst und Leben. Dabei kämpft er mit subtil-anarchischen Mitteln vor allem gegen den Begriff der Schönheit. 

Die Kunst ist sein Metier, die Natur seine Protagonistin. Mittels Film, Video, Skulpturen, Fotos und Zeichnungen interpretiert der Tiroler Künstler Gärten und Landschaften. Weinberger agiert in der Welt draußen, weniger im Atelier. Er thematisiert Zwischenbereiche und Randzonen: städtisches Ödland, Alltagsobjekte, Wildpflanzen und anderes. Es ist vielleicht die bäuerliche Umgebung und seine handwerkliche Ausbildung, die ihn eine ganz eigene Ästhetik und einen Schönheitsbegriff erarbeiten ließen.

In seiner ländlichen Lebenswelt hat er Mitte der 70er-Jahre aus Zivilisationsabfall wie zum Beispiel Plastiksäcken Kunstwerke geschaffen, indem er sie auf Bäume montierte. Weinberger ging ab 1979 dazu über, Skulpturen aus Holz und unterschiedlichen Materialien zu schaffen. Wiederum waren es Holz, Holzstämme, Draht, Federn und Astwerk, die er zu teils körperhaften, teils transparenten Gebilden zusammenfügte. In einer anderen Werkphase beschäftigte er sich mit dem Stein, nur gering sind seine Eingriffe in die Fundsteine. In den letzten Jahren ist es vor allem die Balance pflanzlicher Not- und Spontangemeinschaften im städtischen Ödland, der Weinbergers trotzige Arbeit gilt: „Gartenarbeit“ im Zeichen von Distel und nomadischer Vegetation. Weinbergers Interesse gilt der Einfachheit von Ruderalpflanzen. „Ruderal“ meint wild und kunstlos. Dieses Interesse für das „Abwegige“, Nichtbeachtete ist nicht so harmlos, wie es auf den ersten Blick wirkt. Es impliziert durchaus ein politisches Statement. Versetzen von Ruderalpflanzen als Migrationsprozess läuft parallel zu gesellschaftlichen Problemen unserer Zeit.

Die formalen Metamorphosen in Weinbergers Kunst – Plastiken aus Stein, mit Beton ausgegossene Plastiksäcke, das Samenarchiv – erschweren den schnellen Zugang. Aber es gibt ein navigatorisches Feld, in dem man Weinbergers Intentionen auf die Spur kommen kann – die Texte, die längst integraler Bestandteil eines polyvalenten Werkes sind. Der renommierte Künstler wird mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, wie unter anderem 1998 mit dem Preis der Stadt Wien, 1999 dem großen Kunststipendium des Landes Tirol und 2005 dem Würdigungspreis des Bundeskanzleramtes. Lois Weinbergers Arbeiten wurden international ausgestellt, wie beispielsweise 1984 in der Wiener Secession, 1985 in der Municipal Art Gallery in Los Angeles, 1991 bei der Biennale in Sao Paolo. 1997 war der Künstler auf der „documenta“ in Kassel vertreten, 2000 im Camden Arts Center in London und 2001 bei der Skulpturenbiennale im Münsterland. Seit 2003 arbeitet der Künstler für Kunstprojekte im öffentlichen Raum mit seiner Frau Franziska Weinberger zusammen.