Seine künstlerischen Fähigkeiten eignete sich Michael Schuster autodidaktisch an. Der Grazer Künstler setzt sich seit den 70er-Jahren in seinen medienreflexiven Arbeiten mit der Problematik der Wahrnehmung bzw. Reproduktion von Realität auseinander, wobei sein konzeptioneller Ansatz nicht nur zu einer Befragung der Realität, sondern vor allem zu einer Befragung des Mediums Fotografie selbst geführt hat.
In seinen medienanalytischen Arbeiten, in denen er die realitätsbildenden Eigenschaften der Medien und deren Illusionscharakter untersucht, bildet die Selbstreferenz ein wesentliches Merkmal. So setzt er beispielsweise die Fotografie als Spiegel ein und reflektiert damit die komplexen Erfahrungen von Wahrnehmung und Spiegelphänomenen, von Illusion und Halluzinatorik, und stellt die grundlegende Frage, ob der Spiegel die Wahrheit sagt. Wir vertrauen dem Spiegelbild so, wie wir unseren Sinnesorganen vertrauen, denn der Spiegel registriert und kontrolliert uns, sobald wir in ihn eintreten, ohne unser Bild umzukehren, wie es der fotografische Abzug tut, der uns die Illusion von Realität liefern will.
Das Ziel von Schusters Spiegelarbeiten ist die Irritation, denn durch den substitutiven Vorgang, indem das Spiegelbild des Raumes durch das Foto des Raumes ersetzt wird, verliert der Spiegel seine Kontrollfunktion über den Betrachter – nicht dessen Präsenz, sondern dessen Absenz wird abgebildet. Der Spiegel wird zum Bildträger einer Zeitaufnahme durch die Fotografie und lässt keine anderen Zeitpunkte mehr zu, die Jetzt-Zeit des Betrachters und die Jetzt-Zeit des Fotos treffen aufeinander, kollidieren. Stets geht es um die Bedingungen der Wahrnehmung unter medialen, technischen oder alltagskulturellen Vorzeichen. Das Buchstäblichnehmen von vorhandenen Gegebenheiten und ein auf »tautologische« Ausweglosigkeit gerichteter Bildwitz lassen subjektive Erwartungshaltungen an Kunst ins Leere laufen.
1979 stellte der Künstler in der Wiener Secession aus und 1993 im Museum Moderner Kunst in Wien. 2003 waren seine Werke im Kunsthaus in Graz zu sehen, und ein Jahr später wirkte er beim „steirischen herbst“ mit.