Michael Schuster verbindet in seiner Arbeit medienreflexives und konzeptuelles Handeln mit bild- und objekthaften Bezügen. Sein Betonboot zeigt eine Reflexion über ortsspezifische Gegebenheiten in sinnlich objekthafter Gestalt: Das Boot bezieht sich zunächst auf den angrenzenden Freizeitraum mit seinem Badesee. Es scheint, als ob das Boot geradewegs aus seinem angestammten Platz geschleudert worden wäre, um in einer anderen Art von Wellenlandschaft zu landen: nämlich im hügeligen Auf und Ab einer künstlichen Landschaft, deren gefaltetes Profil noch an ihre ursprüngliche und vorige Nutzung als Gartenschaugelände erinnert.
Damit stellt Schuster nicht einfach eine Skulptur in den Park, sondern er thematisiert dessen Geschichte und sein Umfeld innerhalb des Areals selbst. Das Gelände mit seinen künstlich angelegten „Wellen“ wird gleichsam zum Teil dieses Werks. Es wird als eine Art natürlicher „Sockel“ für das Boot erkennbar, das ortlos geworden, den neuen Umraum zugleich zur Gänze als Kontext beansprucht und besetzt, auch wenn es nur an dessen Grenze zu liegen kommt.
Weil es sich aber nicht um ein „echtes“ Boot in materialgetreuer Ausführung handelt, sondern ganz offensichtlich um einen Betonguss, gibt sich dieses Bootsobjekt als skulpturale Darstellung eines realen Gegenstandes zu erkennen. Damit spielt es wiederum auf die Funktion des Parks als Skulpturenraum an, der in sich künstlich-künstlerische Gebilde beherbergt, die zum größten Teil aus schweren und massiven Materialien bestehen.
Schuster verbindet in dieser Arbeit die Darstellung von (Freizeit-)Alltagsrealität mit einer Reflexion über die Funktion des Skulpturenparks, seiner Inhalte und seines spezifischen Standortes. Durch eine gezielte Irritation von außen bzw. mit Außenbezug wird hier größere Klarheit über das Innere und Eigentliche des Parks erlangt. Auch lässt sich das gleichsam gestrandete Kunstwerk durchaus als ironische Anspielung auf das Thema Skulpturenpark verstehen.