Obwohl sie den größten Teil ihrer Kindheit in Genf verbringt, liegen die Wurzeln von Carmen Perrin in ihrer Heimat Bolivien. 1980 schloss die Künstlerin die École Supérieure des Beaux-Arts in Genf ab, an der sie von 1989–2004 eine Professur innehatte. 1982 stellte sie im Musée d`Art Moderne in Paris aus und zwei Jahre später im Kunsthaus Grenoble. Ihr Werk, das die Weiterentwicklung der Skulptur in der Schweiz seit Mitte der 80er-Jahre ganz wesentlich mitprägte, ist von ihrem transkulturellen Hintergrund geprägt. Es hinterfragt die kulturellen Konventionen Europas und ist von feinen Untertönen durchzogen, die auf ihre lateinamerikanische Herkunft verweisen.
Perrin verwendet mit Vorliebe industriell gefertigte Materialien, elektrische Drähte, Kabel, Baustoffe oder Keramik und überführt sie in eine vieldeutige Bildsprache. Ihre Werke drehen sich um Licht und Transparenz, sie unternimmt erste Versuche mit Porzellan und Glasurmischungen. Ihre skulpturalen Setzungen aktivieren den Umraum. Sie verbinden Materielles und Immaterielles zu einer neuen, intensiven Dinglichkeit, welche die Grenzen des Formalen weit überschreitet. Perrin gibt der Gestaltung ihrer Werke durch Oberflächenbehandlungen eine eigene ästhetische Aussage – gerade damit unterscheidet sie sich von all jenen Bestrebungen seit der Arte Povera, die mit gefundenem Material arbeiten und damit die Verbindung zur Lebenswelt dokumentieren. Sie behandelt Oberflächen, um zwischen Lebenswelt, deren Materialien und ihrer Kunstproduktion eine Grenze zu ziehen. Das klassische Ideal des geschlossenen Volumens hat sie hinter sich gelassen. Kunststoff oder Stahlblech werden von ihr in Einzelformen, die sie seriell gestaltet, verwendet. Es sind Reihen- oder Rasterformen, die sie dehnt, wölbt oder in Spannung versetzt und in denen Bewegung als Phänomen angelegt ist.
1995 sind ihre Arbeiten auch im Museum Moderner Kunst in Hong Kong zu sehen. 1985 und 2009 ist sie Preisträgerin der Irène-Reymond-Fondation, 1988 erhält sie den Manor-Kunstpreis und 1989 wird sie mit dem Trigon Prize `89 in Graz geehrt. 1992 wird ihr der Ehrenpreis für Skulpturen der Internationalen Biennale von Kairo zuerkannt. Die Künstlerin ist international sehr erfolgreich und stellt unter anderem in Städten wie Sao Paolo, Barcelona, Basel und Zürich aus.