YAHOOS-GARDEN 2023-2024

Wasser Biennale Fürstenfeld

Bildinformationen

Eröffnung

1. Juli 2023, 14 Uhr

Ort

Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

Alle anzeigen

Über das
Projekt

Die Künstler*innen der Wasser Biennale Yahoos-Garden nutzen auch 2023/2024 wieder das Medium Wasser für temporäre künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum in und um Fürstenfeld.


Yahoos-Garden 2023-2024

Die Wasser Biennale Yahoos-Garden wurde von Günther Pedrotti zusammen mit Franz Rauchenberger im Jahr 2008 gegründet und versteht sich als eine Projekt Biennale, die das Medium Wasser für temporäre künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum nutzt. Dabei ist die äquivoke Namenswahl des Projekts durchaus programmatisch zu verstehen:

Yahoos, wie sie in Jonathan Swifts fantastisch-satirischem Reiseroman „Gullivers Reisen" beschrieben werden, sind humanoide, wilde Mischwesen von triebhaftem und unkontrollierbarem Verhalten, die als Diener der übermenschlichen Pferde fungieren.

Der Name des Internetportals Yahoo! – mittlerweile auch zu einer eigenständigen Suchmaschine avanciert – leitet sich einerseits von Swifts Roman ab, wird aber sowohl als Akronym als auch in seiner direkten Bedeutung von „unverfälscht" verstanden. Ein bloßer Name bietet hier Anlass, ein weites Feld von Bedeutungen aufzuspannen: Ursprünglichkeit und Dienstleistung als Knotenpunkte für eine Reflexion unserer Wahrnehmungssensibilitäten im Alltag.

­

Für die 8. Wasser Biennale 2023/24 wurde Müll an den Ufern der Feistritz in und um Fürstenfeld gesammelt und als Vorlage für Abgüsse verwendet. Es ergeben sich Konglomerate aus unterschiedlichen Objekten, die leichte Einprägungen der Abgüsse aufweisen. Es kommt zur Transformation von Abfall zu hochwertigen Objekten aus Keramik, die zum einen Teil ein Archiv bilden und zum anderen an ihre Fundorte zurückgelegt werden, wo sie bleiben, gefunden und womöglich mitgenommen, oder vom Wasser weitertransportiert werden.

Müll ist nicht mehr etwas, das aus einer Produktionskette "ab-oder herausfällt", er entsteht heute als Ausscheidung aus einem sozio-ökonomischen Gesellschaftskörper – er "fällt ab" an den Enden von Konsumationsketten. Wo früher von "Weggeworfenem" gesprochen wurde, meint "liegengelassen" ein durch Konsum geprägtes Verhalten.

Christina Helena Romirers gesammelter, von Flusswasser gereinigter Müll, versinnbildlicht den Übergang zwischen einer Anfang der 1980er Jahre üblichen Betrachtung an der Müll-Oberfläche und in der späteren Wahrnehmung ob seiner Feinstofflichkeit. Unterschiedliche Materialien, Texturen und Versatzstücke von Gegenständen, die in unserem Alltag permanent präsent sind oder diesen prägen, bilden häufig den Ausgangspunkt ihrer Arbeiten. Diese werden in ihrer ursprünglichen Bedeutung hinterfragt und überprüft, aus ihrer originären Umgebung herrausgelöst, transformiert und in einen neuen Kontext gestellt.

Nördlich von Fürstenfeld liegt im sogenannten Buchenwald eine markante Abbruchkante am Fluss Feistritz. Dieses Gelände war seit Jahrtausenden Siedlungsgebiet bis zu den Anfängen der Stadt Fürstenfeld, die stellvertretend an diesen Geländekanten und an gesicherten Rutschhängen erreichtet wurde. Alfred Grafs Arbeit am Abfall beschreibt Interventionen an der Absturzwand und in ökonomischen Erosions-Orten im Stadtgebiet. Er rück-verdichtet abgetragenes Sediment des Flusses in einen Methaphern-Körper.

In Erweiterung zu den in die Absturzwand eingegrabenen und freigestellten privaten Statements nimmt Graf außerhalb des Naturkreislaufs Stellung und präsentiert sich in wiederum stillgelegten sozio-ökonomischen Erosions-Orten, wie etwa leeren Geschäftslokalen.

Im Stadtgebiet und im Einlaufszentrum werden "gestrandete Körper", (er)gossen aus den Abtragungssedimenten liegend, ökonomische Senken (Orte des Leerstandes) wiederum "auffüllen".

Günther Pedrotti

Christina Helena Romirer  (*1982)
Alfred Graf (*1958)
Alfred Lenz (*1974)
Joseph Fitzgerald (*1954)
Günther Pedrotti (*1963)