Reduktion bis zu jenem Punkt, an dem nichts mehr wegzulassen und dennoch alles gesagt ist, zeichnet die Arbeitsweise Heimo Zobernigs aus. Stets menschliche Proportionen berücksichtigend und im Bewusstsein, dass alles, was er produziert, Kunst ist, berührt er alle Lebensbereiche, schafft und lässt uns an neue Grenzen stoßen, die erfahren werden können, Bestehendes ins Blickfeld rücken, um Zukünftiges wahrnehmbar und möglich werden zu lassen.
Aus großer Komplexität wird unter Einsatz billiger Materialien das Einfache herausgelöst, um als Agens für Neues zu fungieren. Präzision, stringente Betitelung all seiner Arbeiten unter Ohne Titel, ausschließliche Verwendung des Schrifttypus Helvetica und Formate, die räumliche und inhaltliche Bedingungen berücksichtigen und neu formulieren, sind charakteristisch für sein Denken.
Gleichzeitig forciert Zobernig das ineinander Übergehen unterschiedlicher Kunstdisziplinen und -praxen. Wie aus Bezeichnung ein Transparent, aus Sprache ein Bild, aus Performance ein Video, aus einem Video ein Gemälde, aus einem Gemälde eine Skulptur sowie aus Skulptur Möbel oder Architektur werden kann, so kann diese wieder zum Ausstellungsraum mutieren.
Gemeinsam mit Eric Kläring hat Zobernig auf diese Weise im Jahr 2013 einen ca. 12 m² großen Projektraum im Innenhof des Kunsthauses Graz als Struktur, die gleichzeitig Skulptur, Architektur und Ausstellungsraum ist, realisiert. Reduziert auf die Bodenplatte, die nun ihre räumliche Hülle abgestreift hat, bleibt als Konzentrat eine Arbeit, die nicht nur das alte Thema von Sockel und Skulptur neu auslotet, sondern ihr in seiner Ausformulierung auch neues Potenzial verleiht.
Entwickelt als autonomes Kunstwerk im Skulpturenpark eröffnet sie gleichzeitig neue Möglichkeiten, indem sie als wandloser offener Projektraum von anderen Künstlerinnen und Künstlern genutzt werden kann.
Innerhalb dieser Ambivalenz und Erweiterung des Skulpturenbegriffs sind die Studierenden der textuellen Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien, die in diesem Jahr als Artists in Residence zu Gast sind, für eine erste Phase eingeladen, eigenständige und ineinandergreifende Arbeiten für diesen Raum zu kreieren.