Asoziale Tochter

Tobias Rehberger, 2004

Rehberger stellt wie in vielen seiner Arbeiten auch hier die Frage nach der gesellschaftlichen Funktion von Kunst. Dafür verändert er gewohnte Dinge, um einen frischen und neuen Blick darauf zu ermöglichen. Der Baum zieht durch seine vereinfachte, abstrahierte sowie jahreszeitlich unbeeinflusste Form und ungewöhnliche Farbe jede Aufmerksamkeit auf sich. Der Wald als ökologisches Netzwerk tritt in den Hintergrund, im Fokus steht nun ein einzelner Bestandteil, der zugleich abgegrenzt und eingebettet wirkt. Es entsteht eine scheinbar romantisch-märchenhafte Atmosphäre, die durch den Baum als Lebenssymbol ökologische und gesellschaftsrelevante Aspekte thematisiert.

Die Skulptur Asoziale Tochter steht als abstrahierte und reduzierte Baumform zwischen Mischwaldbäumen und innerhalb des Unterholzes und Gebüsches einer Lichtung. Die Skulptur Asoziale Tochter steht als abstrahierte und reduzierte Baumform zwischen Mischwaldbäumen und innerhalb des Unterholzes und Gebüsches einer Lichtung.

Bildinformationen

Autor*in

Elisabeth Fiedler, Kurztext adaptiert von Lisa Schantl und Lukas Sperlich  

Planübersicht

Besitzer*in

Österreichischer Skulpturenpark Privatstiftung 

Künstler*innenbiografie

Tobias Rehberger

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Zum Werk

Tobias Rehberger bewegt sich im Grenzbereich zwischen Bildender Kunst, Bildhauerei, Architektur, Design und Film und verarbeitet dabei unterschiedliche Medien, Stile und Materialien.

Soziale und ökologische Fragen sind ihm dabei ebenso wichtig wie das Problem der gesteigerten Geschwindigkeit innerhalb einer ökonomisch-dynamisierten und entindividualisierten Zeit mit deren gesellschaftspolitischen Auswirkungen. Im Bereich der Kunst im öffentlichen Raum greift er auch das Thema der Wahrnehmung auf, indem er durch Eingriffe innerhalb bestehender Strukturen Sehgewohnheiten verändert und die Frage nach der gesellschaftlichen Funktion der Kunst stellt.

Die Skulptur Asoziale Tochter steht als abstrahierte und reduzierte Baumform zwischen Mischwaldbäumen und innerhalb des Unterholzes und Gebüsches einer Lichtung. Nicht aber die Abbildung der Natur, deren Vereinnahmung oder eine camouflierte Unterwanderung hat Rehberger hier im Sinn, sondern er weist die organisch anmutende und mit Blüten besetzte Skulptur in grellem Magenta eindeutig als Fremdkörper aus.

Als Imitation, als Nachgeformtes wird die Künstlichkeit des Baumes hervorgehoben, ortsspezifisch eingepasst und bildet gleichzeitig einen Irritationsfaktor. Diesen setzt Rehberger ganz bewusst in ein Waldstück, eine vernetzte Struktur, dessen Auswirkungen das fremde Material trotz seiner formalen Annäherung nicht assimilieren werden.

Die zwangsläufige Vernetzung mit der Welt, die Funktion des Einzelnen oder des Kunstwerks, das sich seinen eigenen Bezugsrahmen geschaffen hat, wird zur ironischen Überhöhung innerhalb eines sich scheinbar selbst regulierenden Systems. Die gegenseitige Bedingtheit und gleichzeitige Ausgesetztheit, die schmuckhafte, jahreszeitlich unbeeinflusste Erscheinung einer vegetabilen Form verbindet die romantisch-märchenverbundene Atmosphäre um diese Skulptur und die archetypische Reduktion eines Lebenssymbols mit ökologischen und gesellschaftsrelevanten Aspekten.