„Skulptur“, sagte Hartmut Skerbisch einmal, „ist keine Disziplin der schönen Künste.“ Was dann? „Skulptur thematisiert das Verhältnis des Menschen zu sich.“ In diesem Sinn gestaltet Skerbisch seit Jahrzehnten plastische Arbeiten, deren Gestalt er lieber aus gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Umfeldern generiert denn vordergründig schöngeistigen. Skerbisch hat u. a. Solarbäume entwickelt, ein Energiespiel, skulpturale Körper nach geometrischen Axiomen.
3D Fraktal 03/H/dd ist ein weiteres gutes Beispiel für dieses Verfahren. Die Grunddefinition holt man am besten aus dem Lexikon: „Fraktal (Adjektiv oder Substantiv) ist ein von Benoit Mandelbrot (1975) geprägter Begriff (lat. fractus: gebrochen, von frangere: brechen, in Stücke zerbrechen), der natürliche oder künstliche Gebilde oder geometrische Muster bezeichnet, die einen hohen Grad von Selbstähnlichkeit aufweisen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn ein Objekt aus mehreren verkleinerten Kopien seiner selbst besteht. Geometrische Objekte dieser Art unterscheiden sich in wesentlichen Aspekten von gewöhnlichen glatten Figuren.“
3D Fraktal 03/H/dd ist eine raffinierte Konstruktion, bei der aus jeweils einem Würfel fünf weitere Würfel wachsen. In Summe 156 Stück, deren Generationen außerdem in einer diagonalen Verdrehung der Achsen für Dynamik sorgen – man sieht die Würfel förmlich wie die buchstäblichen Pilze aufschießen und kann sich weiteres Wachstum plastisch vorstellen.
Wie immer bei Skerbisch ist auch im Zusammenhang mit der Chaostheorie nichts dem Zufall überlassen. Die Verkleinerung der Würfel geschieht mit dem Faktor 0,44902, nicht zuletzt folgen Seitenverhältnisse dem Goldenen Schnitt. Die Abkürzungen im Titel bedeuten Folgendes: 03 steht für das Entstehungsjahr 2003, H meint Hexaeder (Würfel) und dd die bereits erwähnte diagonale Drehung. Es ist kein Zufall, dass der Weg mitten durch die Arbeit führt: Diese Kunst will keine Distanz.