Die künstlerische Arbeit von Joannis Avramidis ist der Suche nach einer zeitgemäßen Formensprache für die Darstellung des Menschen in seiner Grundform gewidmet. Hierbei beruft sich Avramidis bewusst auf seine griechische Abstammung und nennt, nach Vorbildern befragt, in erster Linie die Antike und die italienische Renaissance. Er stellt sich somit in jene Tradition der europäischen Kulturgeschichte, für die der Mensch das Maß aller Dinge ist. Ausgehend vom Studium der Natur sucht er nach der objektiven Form oder Formel, nach der Struktur und Gesetzmäßigkeit des menschlichen Körpers, die allem Individuellen zugrunde liegen. Er unterzieht die Figur mathematisch-räumlicher Bearbeitung und entwickelt ein konstruktives System für ihren Aufbau. Als Referenzpunkte der Kunstgeschichte sind hier Künstler wie Paul Cézanne, Fernand Léger, Oskar Schlemmer, Constantin Brancusi und auch Fritz Wotruba, dessen wohl bedeutendster Schüler Avramidis war, zu nennen.
Aus seinen Zeichnungen nach der Natur gewinnt Avramidis die Längsprofile der verschiedenen Außenansichten der Figur; die Querschnitte haben ineinander geschobene Kreise zur Grundlage. Für die weitere Vorgehensweise ist die exakte Zeichnung dieser Konstruktion Voraussetzung: Der Künstler schneidet die Längs- und Querprofile aus Aluminiumblech aus und baut aus diesen das Gerüst für die Figur. Für den Bronzeguss füllt er die sich ergebenden Kompartimente mit Gips und erhält auf diese Weise die Gussform. Hoch und schlank ragt die „Große Figur III“ über der kreisrunden Plinthe auf. Alles Zufällige, Individuelle und auch jede Bewegung sind eliminiert. Und doch sind trotz weitgehender Abstraktion die Volumina der einzelnen Körperabschnitte deutlich zu erkennen. Die Grenzen der Längsprofile werden durch klare vertikale Einschnitte wiedergegeben. Die Figur nähert sich der Form der Säule an – der grundlegenden Maßeinheit im Tempel der griechischen Antike und dem klassischen Symbol für das menschliche Maß.