Das Auto als Symbol der Mobilität spielt in der Kunst des 20. Jahrhunderts eine bevorzugte Rolle, von Marinettis Manifest („Ein Rennwagen ist schöner als die Nike von Samothrake“, 1909) bis zu den Auto-Kompressionen von Cesar, Arman, Vostell. Gerade Nouveau Réalisme, Fluxus und Happening haben vom einbetonierten Auto Wolf Vostells bis zum Betonporsche von Gottfried Bechtold die Immobilität betont. Damit setzen sie eine Tradition innerhalb der Objektkunst fort, welche Objekte in Kunst verwandelt.
Innerhalb dieser Kunstbewegungen, von Duchamp bis zur Aktionskunst, ist das skulpturale Werk von Erwin Wurm zu situieren. Neben seinem spielerischen Umgang mit der Gebrauchsfunktion von Objekten konzentriert er sich auch auf die Materialität bzw. Materialverfremdung der Plastik. Duchamp befragte erstmals die Skulptur nach ihrem Materialzustand, als er 1919 in seiner Arbeit Air de Paris immaterielle Luft ausstellte und in der Folge seit den 1960er-Jahren zahlreiche Künstler wie Yves Klein, Carl André oder Richard Serra die Materialzustände der Skulptur zum Gegenstand ihrer künstlerischen Untersuchungen machten.
Erwin Wurm thematisiert mit seinem Fat Car den klassischen Begriff des Volumens einer Skulptur, indem er ein Automobil durch Materialaufschichtung einer Extension unterzieht, sodass der Gebrauchsgegenstand seine natürlichen Proportionen und seine Form verliert.
Das Auto wird durch den Polyesterzusatz nicht nur ein „fettes Auto“, also ein um Volumen erweitertes Objekt, wie es Wurms bisherige Praxis der Pulloverskulpturen am Menschen schon zeigte, sondern es wird auch von einem metallenen Gegenstand zu einem optisch weichen Objekt in surrealistischer Tradition. Das Auto scheint zu zerfließen wie bei Dali, das Auto wird nicht nur unbeweglich durch sein enormes Volumen und seine „Fettleibigkeit“, sondern es wird auch unbeweglich durch seine Weichheit. Es erscheint als groteskes Monster.