Liniengeflechte und -gerüste aus roter, grüner und blauer Farbe sind die Grundmotive in Sabina Hörtners Arbeiten. Die Linie ist dabei ein Bauelement, mit dessen Hilfe buchstäblich vielschichtige Formkonstellationen in Fläche und Raum erzeugt werden.
Die Auswahl der Farben beruht nicht auf gefühlsbetonten Vorlieben, sondern orientiert sich an den am häufigsten verwendeten Edding-Markern. Hörtner verwendet also industriell genormte Farben, die für profane Arbeitsprozesse produziert werden, und nutzt die optischen Eigenschaften der Farben: „Die Tatsache, daß 3 Farben unterschiedliche Ebenen einnehmen, z.B. blau liegt entfernter als rot, ist eine für mich nützliche Tatsache.“ (Hörtner)
So setzt sie auch in der Skulptur o. T. bei der räumlichen Wirkung der Farben an, um Strukturen des Raumes und der Verräumlichung in Gestalt einer Skulptur zu visualisieren. Die farbige Skulptur ist also nicht nur ein räumliches Gebilde, sondern eine Form gewordene Strukturierung von Raum.
Die präzise Konstruktion des räumlichen Körpers vermittelt die Erfahrung von Prozessualität und Veränderung in der Wahrnehmung. Im Grunde sind es vier Module, die sich in der Betrachtung immer anders überlagern und vernetzen – der Bewegung des Blicks folgend. Zwischen flächenhafter und räumlicher Wahrnehmung pendelt der Blick.
Man sieht sich an Skulptur, Architektur und Malerei gleichermaßen erinnert, wie auch strukturell-konzeptuelle und farbig-malerische Komponenten zugleich den Eindruck bestimmen. In ihrem Pendeln zwischen räumlicher und flächenhafter Erscheinung und mit ihrer Eigenschaft, die Entstehung von Räumlichkeit selbst wahrnehmbar zu machen, verweist die Arbeit jenseits traditioneller Gattungen auf die virtuellen Welten der Computertechnik.
Auch weil es sich um eine technoide Konstruktion aus modularen Einheiten handelt, denkt man auch an jene elektronischen Medien, mit deren Hilfe sich Raum in der Fläche programmieren und simulieren lässt.