Als studierte Biologin faszinierte Christa Sommerer zur Zeit der Entstehung des Werks die Pflanzensystematik von Carl von Linee über ihre wissenschaftliche Bedeutung hinaus aus dem Grund, inwieweit sich durch das Stilisieren von Formen deren Realitätsgrad verändert: Sei es, dass sie an Individualität verlieren oder dass ihre Charakteristik besonders deutlich in den Vordergrund drängt.
Vor diesem Hintergrund nimmt Phyllologia, eine Art Paravent mit drei großen ausgestanzten Blattumrissen, durch die spezielle Positionierung in der Natur einen besonderen Stellenwert ein. Auf der einen Seite steht das Objekt mit seinen stark farbigen Flächen in einem forcierten Kontrast zur Umgebung, auf der anderen Seite weist es einen ausdrücklich referenziellen Charakter durch das verwendete Formenrepertoire auf.
In der Reduzierung auf drei Beispiele – unterstützt durch das Kolorit der Trägerfolie – steht ein durchaus signalhafter Status im Vordergrund. In der Übersetzung des Ausgangsmaterials, der von Anfang an künstlich hergestellten zeichnerischen Gestalt, setzt auf mehreren Ebenen ein Bedeutungswandel ein: Zunächst durch die Übertragung in ein Negativ, weiters durch die Verschiebung der Größenverhältnisse, die das Phänomen einer veränderten Skalierung fokussieren.
Verantwortlich für die Herstellung eines dezidierten Kontexts in einem Park sind die Rahmenformen, durch die trotz der farbigen Barriere die dahinter liegende Landschaft wahrzunehmen ist. Da die drei Ausschnitte prinzipiell dieselbe Figur aufweisen wie die Tausenden im Einzelnen kaum wahrnehmbaren „Figuren“ im Blätterwald des Hintergrunds, wird ein unbewusster oder bewusster Bezugsraster aktiviert, der in dieser zugleich fremden und ortsspezifischen Intervention das visuelle Erlebnis als komparativen Akt bestimmt.