Die Entdeckung des Stellschirms fast 250 Jahre später kommt einer Sensation gleich, die in Japan für Furore sorgte. 2007 wurde ein gemeinsames Forschungsprojekt zwischen der Kansai Universität Ôsaka, der Universität zu Köln und dem Universalmuseum Joanneum vereinbart, das bereits eine Fülle von Information über den Stellschirm erbracht hat.
Der Eggenberger Stellschirm ermöglicht neue Einblicke in eine entscheidende Phase der japanischen Geschichte. Nach einem Jahrhundert grausamer Bürgerkriege und Zerstörung erlebte das Land unter dem berühmten Feldherrn und Reichseiniger TOYOTOMI Hideyoshi (1536–1598) eine Zeit des Aufschwungs, der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte. Hideyoshi ließ Ôsaka zur Wirtschaftsmetropole ausbauen und errichtete als weithin sichtbaren Ausdruck seiner Macht die gewaltige Schlossanlage von Ôsaka, die von europäischen Missionaren sogar als Weltwunder beschrieben wurde. Die Blütezeit der Stadt dauerte jedoch nur wenige Jahrzehnte. Nach seinem Tod unterlag die Toyotomi-Fraktion 1615 in der berühmten „Sommerschlacht um Ôsaka“ dem Heer der Tokugawa, die Japan in der Folge für über 250 Jahre beherrschen sollten. Dabei wurden Schloss und Stadt Ôsaka vollständig zerstört, die Familie Toyotomi ausgelöscht. Danach sollte nichts mehr an dieses „Goldene Zeitalter Japans“ erinnern. Fast alle Kunstwerke und Dokumente, die von Macht und Glanz der Toyotomi-Herrschaft zeugten, sind zerstört. Der Eggenberger Paravent hingegen, der auf wunderbare Weise in Europa überlebt hat, ist ein einzigartiges Zeugnis dieser verlorenen Metropole.
Der Ôsaka zu byôbu (Stellschirm mit Darstellung von Ôsaka) erlaubt eine faszinierende Reise durch die einst glanzvollste Schlossanlage Japans, zugleich monumentaler Palast und uneinnehmbare Festung, und eröffnet Einblicke in das Leben des Schwertadels am Hof der Toyotomi. Er zeigt auch den Alltag der reichen Kaufleute und Handwerker in der Bürgerstadt, Paläste von Lehensfürsten sowie Tempelanlagen und Shinto-Schreine.
Der Eggenberger Stellschirm wurde durch öffentliche Symposien in Ôsaka (2007), Graz und Tôkyô (2008) erstmals einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Im Mittelpunkt der Grazer Arbeitstagung standen Begutachtung und Fachdiskussion vor dem Original in Schloss Eggenberg. Geklärt werden sollten Fragen zu Ankauf und Reiseweg, Datierung, ausführenden Künstlern, inhaltlichen Details, Material und Technik sowie die wichtige Frage der zukünftigen Behandlung des sensiblen Stücks.