Der Bau des Schlosses entfaltet sich vor dem Hintergrund einer krisenhaften Zeit. Die konfessionellen Auseinandersetzungen und der Zerfall der alten politischen Ordnung markieren eine höchst verwirrende Periode der Geschichte, die von tiefgreifenden Umbrüchen und Neuerungen geprägt ist.
Der Schlossbau
Die Entdeckung neuer Erdteile erweitert die Grenzen der bis dahin überschaubaren Welt. Kopernikus postuliert ein heliozentrisches Weltbild, die geheiligte Illusion von der Erde als Mittelpunkt des Kosmos war damit gefallen. Die gregorianische Kalenderreform nach 1582 leitet in Europa die Gleichschaltung von kirchlicher und weltlicher Zeitrechnung ein. Die einsetzende Reformation bedeutet schließlich den Verlust der letzten Sicherheit; den Schutz der einzigen, allein selig machenden Religion.
Glaubensangst, Unzufriedenheit und tiefe Ratlosigkeit beschreiben die Zeit um 1600. Überall wird nach neuen Erklärungen, nach Strukturen und Regeln für den Bau des Universums geforscht. Der Fortschritt der jungen Naturwissenschaften vermengt sich jedoch noch oft mit uraltem und irrationalem Gedankengut. Die Sehnsucht nach einem universalen Wissen, das auch jene Geheimnisse der Welt ergründen kann, die der Vernunft verborgen sind, lässt die okkulten Wissenschaften gedeihen: Astronomie, Astrologie, Kabbalistik und Alchemie werden zu zeitüblichen Lieblingsbeschäftigungen.
Viele Mathematiker und Astronomen verbanden ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse mit mystisch-philosophischer Argumentation von der „Harmonie der Welt“, die Oben und Unten in gemeinsamen, berechenbaren Gesetzen verbindet. In ganz Europa führt die Suche nach einer harmonischen neuen Ordnung zu einer Vielzahl von utopischen Staats- und Gesellschaftsmodellen, die Richtschnur für zukünftiges politisches Handeln sein sollten.