Am letzten Sonntag im Oktober gab und gibt es in Gößl am Grundlsee (Steirisches Salzkammergut) die “Raffelmess”, die zu Ehren des Ortspatrons dem Erzengel Raphael inmitten einer Auswahl von Feld- und Gartenfrüchten gefeiert wurde. Im Anschluss an die Messe kamen Buben und Mädchen zu einer vorbereiteten Feuerstelle, an der sie für ihre Eltern kochten. In mitgebrachten Reinen bereiteten sie das für diese Gegend typische Erdbohnenkoch “Esch(d)bohnkoch”, ein Erdäpfelsterz - manchmal mit Würsteln ergänzt - das unter Musikbegleitung den Erwachsenen gereicht wurde. Gereicht wurde dazu auch Schnapstee. Das Ruabfeldln hat seit Jahrhunderten Tradition. Seit wann genau, lässt sich allerdings nicht mehr eruieren, sogar die alten Dorfrichterchroniken schweigen sich darüber aus.
Anlass für das “Ruabfeldln” war der besonders im Herbst gefürchtete rasche Wettersturz. Dadurch wurde es zur Gepflogenheit, dass man bei der Rübenernte keine Mittagspause einhielt, sondern die eigenen Kinder für diesen Tag zum Kochen anstellte. Doch über die Wurzeln dieses nur am Grundlsee zelebrierten Brauches, gibt es noch andere Varianten: Nach der Ernte bekamen Knechte und Mägde einst vom Bauern Rüben, Erdäpfel und eine Flasche selbst gebrannten Schnaps, woraus dieses Kinderfest entstanden sein soll. Andere sagen, dass Kinder und arme Leute die abgeernteten Felder nach liegengebliebenen Rüben und Erdäpfeln absuchten und diese gleich vor Ort braten durften.
Halterfeuer gab es einst in ganz Österreich, jedoch luden nirgendwo sonst Kinder die Erwachsenen zu einem solchen Hirtenfeuer ein. Träger dieses Brauches waren und sind die dorfeigenen Kinder, deren Eltern Haus- und Grundbesitz haben. Eine Nebenerscheinung ist das Teebeutelschupfen, bei dem der gebrauchte Teebeutel gegen die Felswand hochgeschleudert wird und eine Zeitlang kleben bleiben muss.