Bauerngärten, wie sie auch im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing zu finden sind, lagen geschützt durch einen Zaun direkt neben dem Wohnhaus und bildeten als Nutzgärten mit diesem eine Einheit. Der Bauerngarten lieferte Lebensnotwendiges: Gemüse, Gewürzkräuter, Heilpflanzen und später auch Blumen zum Schmuck für Kirchen- oder Familienfeste. Im Laufe seiner Geschichte war er ebenfalls verschiedenen „Modeströmungen“ unterworfen. Was sich nicht bewährte oder nutzlos wurde, verschwand aus der Vielfalt.
Fachleute nehmen an, dass der Gartenbau bei uns ab ca. 5.600 v. Chr. einsetzte. Bereits die ersten Ackerbauern der Jungsteinzeit dürften Linsen, Erbsen und Schlafmohn in kleinen Gärten in Hausnähe kultiviert haben. Lange Zeit holten die Menschen jedoch ihre Kräuter aus der freien Natur. Vor allem unter dem Einfluss der Römer entwickelte sich die Gartenkultur in unseren Breiten weiter. Nach dem Mittelalter wanderten fremde Gewächse ein. Beachtung fanden zu dieser Zeit vorwiegend Nutzpflanzen mit einem großen Nährwert oder neue Heil- und Gewürzkräuter. Aus Amerika wurden etwa der Kürbis und die Kartoffel eingeführt und damit der Speiseplan nachhaltig verändert. Im 15. und 16. Jahrhundert wurden Gärten auch noch mit Blumen bereichert. Ab dem 18. Jahrhundert entstanden sogenannte „Apothekergärten“ als Vorbilder der Bauerngärten. In diesen wurden auch neue Pflanzen aus den Kolonien wie z. B. Paradeiser oder Zucchini ansässig, blieben jedoch zunächst dem Bürgertum vorbehalten und kamen erst mit den Lehr- und Schulgärten im 19. Jahrhundert in die Gärten der „einfachen“ Bevölkerung.
Der Jahreslauf der Gärten
Im Frühjahr wird Mitte/Ende März mit dem Säubern von Laub und Ästen begonnen. Das Erdreich und die Beete werden vorbereitet, Pflanzen werden angesät bzw. im Pflanzentunnel vorgezogen. Mitte/Ende April wird mit der Bepflanzung von Gemüse und Blumen begonnen. Ab Anfang Mai werden die Objekte wie etwa der Hanslerhof mit Balkonblumen (Fuchsien, Lieschen, Knollenbegonien, Petunien, Balkonprinz, Gebirgshängenelken) geschmückt. Zu dieser Jahreszeit werden auch die Hecken und Rosen im Museumsgelände geschnitten. Der Sommer ist die Zeit des Ausjätens für mehrjährige Pflanzen und auch die der Garten- und Blumenpflege. Die Gemüseernte kann beginnen und gleichzeitig wird auch auf die Fruchtfolge geachtet. Im Herbst beginnt das Abräumen. Der Kompost, der das ganze Jahr über aufbereitet wird, kann jetzt aufgetragen werden und die Gärten werden wieder winterfest gemacht.