Die „Frau Percht“ kam traditionell regional in zwei unterschiedlichen Gestalten. Einmal als gutes, schönes und freundliches, dann wieder als hässliches, böses und strafendes Wesen. Mancherorts konnte sie auch Tiergestalten annehmen. Am Abend des 5. Jänner, der großen Perchtennacht, ging und geht heute noch im Salzburger Rauristal die Schnabelpercht um. Bekleidet mit einem alten Rock, Strümpfen und Strohschuhen, trug sie eine Schnabelmaske, aus Leinenhandtüchern und Holzstäben gebastelt, die sich mit dem Unterkiefer bewegen ließ. Auf dem Rücken trug sie einen Buckelkorb, aus dem zwei Kinderbeine ragten. In den Händen hielt sie eine riesige Schere oder einen Besen. So ausgerüstet wanderten sie zumeist zu zweit von Hof zu Hof und versuchten in die Häuser einzudringen, um nach Abfällen und unversponnenem Weg zu suchen. Eine fleißige Magd beschenkten sie königlich. Den Faulen wurde mit der Schere der Bauch aufgeschlitzt. Herrschte Unordnung in einer Küche, wirbelte sie das Geschirr auf dem Herd durcheinander. Dieser an die Fenster klopfende Dämon war sehr gefürchtet und man wehrte sich, ihn einzulassen. Lieber wurden ihm Geschenke oder eine Wegzehrung durch einen Türspalt gereicht, damit er freundlich gestimmt, weiterzog.
Dem Aberglauben nach galt der Abend der letzten Raunacht als gefährlichste aller Raunächte. In der Viechtau wie auch im Ausseerland sind hier die Berigln, die zu den Perchten zählen unterwegs. Ein alter Kittl, ein Rock und ein Tuch vor dem Gesicht und ein Hut, der die Haare bedeckt, Handschuhe, Glocke, Leinensack und vor allem ein Besen oder Staubtuch gehörten oft zur Ausstattung der Berigln. Doch die Verkleidung war regional sehr unterschiedlich. Sie bringen den Häusern Glück, wenn sie sie besuchen. Die Stuben werden auf Ordnung und Sauberkeit geprüft. Bei Unordnung werden die Bewohner getadelt und versuchen die Berigln mit Schnaps, Perchtmilch oder Krapfen zu besänftigen. Im Ausseerland schrieben auch nicht die Hl. Drei Könige den Segen für die Hausbewohner an die Tür, sondern die Berigln schrieben drei Kreuze an den Türstock.
In Kärnten ging die „Frau Percht“ um. Ein altes Weib in einen schwarzen Pelz gehüllt, Gesicht und Hände mit Ruß geschwärzt. In der linken Hand einen Korb, in der rechten eine Backofengabel, kam sie in die Stuben geschlichen und rief „Kinder oder Speck, sonst geah i nit wek”. Um sie abzuwehren, wurde das „Perchtrajagen” durchgeführt. Sobald es zu dämmern begann, trafen sich die Burschen und entzündeten ein Feuer aus Stroh und Wacholdersträuchern und beteten dazu drei Vaterunser und drei Ave Maria. Kaum waren die letzten Worte der Gebete verklungen, kam auch schon ein Bursch als „Perchtra“ verkleidet gelaufen und sprang über das Feuer. Mit Kuhglocken und Geschrei wurde dieses Symbol des Winters, aus dem Dorf gejagt. Auf dem Rückweg mussten die Burschen die Glocken festhalten, denn es durfte nicht mehr geläutet werden, sonst käme die Percht wieder zurück.