Die winterliche Zeit

Zeit für Geselliges

Herbst und Winter gehen vielerlei ineinander über. Seit vielen Jahrtausenden versuchen die Menschen, in dieser dunklen Zeit die bösen Geister zu vertreiben. Mit der Einführung des Christentums kamen weitere Bräuche und Traditionen dazu, die um die Advent- und Weihnachtszeit zu finden sind.

Die kalten Temperaturen und die wenigen Sonnenstunden luden zu notwendigen Aufgaben wie auch geselliger Unterhaltung in den Häusern ein. 

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Schifferl setzen

Im malerischen Mariazeller Land hat sich eine liebevolle Tradition etabliert, die jedes Jahr am Abend vor dem Nikolaustag gefeiert wird: das „Schifferlsetzen“. An diesem besonderen Abend basteln die Kinder mit viel Kreativität und Freude farbenfrohe Papierschiffchen, die sie mit Sprüchen und kunstvollen Verzierungen gestalten. Diese kleinen Kunstwerke sind nicht nur ein Ausdruck der Vorfreude auf das bevorstehende Fest, sondern auch ein Teil eines geheimnisvollen Spiels. Die Kinder ziehen los, um ihre selbstgemachten Schifferl heimlich bei Verwandten, Bekannten, Nachbarn und Paten zu platzieren. Dabei ist es wichtig, sich nicht erwischen zu lassen, was den Reiz und die Aufregung des Brauchs noch verstärkt. Die Nacht ist erfüllt von Flüstern und Lachen, während die kleinen „Schifferlsetzer“ auf der Suche nach geeigneten Plätzen für ihre bunten Boote sind. Wer eines dieser Schiffchen findet, hat die Aufgabe, es mit köstlichen Leckereien wie Nüssen, Mandeln, Äpfeln, Schokolade und einer Vielzahl an Süßigkeiten zu füllen. Diese süßen Überraschungen werden dann liebevoll in die Schifferl gelegt und bereitgestellt, damit die Kinder am nächsten Tag ihre Schätze abholen können. Dieser Brauch verbindet die Gemeinschaft und schafft unvergessliche Erinnerungen, die über Generationen hinweg weitergegeben werden.

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Hl. Lucia

Gedenktag: 13. Dezember, Patronin der Blinden, Näherinnen, Bauern, Schneider, Sattler, Glaser. Attribute: Lampe, Kerze, Fackel, Schwert, 2 Augen auf einer Schüssel. Der Lucientag galt in früheren Zeiten als Los- und Orakelnacht. Haus und Stall mussten nach altem Aberglauben bis zum Abend sauber ausgekehrt sein, anderenfalls würde in der Nacht eine Hexe kommen und den unordentlichen Mägden Unheil antun. In Ostösterreich war und ist es mancherorts noch heute Tradition, dass am 13. Dezember die freundliche aber schweigsame Pudelmutter von Haus zu Haus zieht. Ein altes, gebückt gehendes „Weiberl“ mit tief ins Gesicht gezogenem Kopftuch oder Umhang, das wortlos aus dem Korb oder ihrer Schürze Äpfel, Nüsse, Kletzen und andere Leckereien in die Stuben rollen lässt. Dieses Hereinrollen wurde einst „pudeln“ genannt, daher kommt ihr Name. Im Gegensatz zur freundlichen Pudelmutter steht die hexenartige Luzelfrau, die weiß vermummt mit einer Kette, einem Besen oder einem Kochlöffel in der Hand die Faulen bestraft und die Fleißigen belohnt.

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Lösseln oder Hüte heben

Am 21. Dezember markiert die Thomasnacht den Beginn der mystischen Rauhnächte, die bis zum Dreikönigstag andauern. Diese längste Nacht des Jahres galt als besonders bedeutend, da sie zahlreiche Orakel und Weissagungen ermöglichte. Ein beliebter Brauch unter den Mädchen war das Schuhwerfen: Mit dem Rücken zur Tür schleuderten sie ihren Schuh über den Kopf hinweg zurück. Der Schuh, dessen Spitze zur Tür zeigte, verriet, wer bald heiraten würde. In dieser magischen Nacht versammelten sich Jung und Alt, um die traditionelle Unterhaltung des „Lösseln“ mit Hüten zu genießen. Nach dem Abendessen trafen sich die Burschen und Mädchen der Nachbarschaft in einem Haus. Dort wurden neun verschiedene Symbole unter Hüten verborgen. Das Heben der Hüte offenbarte so manche Zukunftsdeutung: Ein Fadenknäuel stand für ein langes Leben, eine Puppe kündigte die Ankunft eines Kindes an, während ein Ring auf eine bevorstehende Heirat hinwies. Ein Geldstück versprach Reichtum, ein Brot kündigte Hunger oder sogar ein Techtelmechtel an, und ein Kamm symbolisierte Armut. Ein Schlüssel stand für den Hausstand, ein Messer warnte vor Unglück, und ein hölzerner Wanderbinkel deutete auf eine bevorstehende Wanderschaft hin. Wegen der oft bedrohlichen Möglichkeiten sind viele dieser Bräuche heute leider fast verschwunden, doch sie bleiben ein faszinierendes Kapitel der kulturellen Traditionen.

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Perchten

Die „Frau Percht“ erscheint in zwei Formen: einer guten, freundlichen und einer bösen, strafenden Gestalt. Sie konnte auch Tierformen annehmen. Besonders bekannt ist die Schnabelpercht, die am 5. Januar im Salzburger Rauristal umgeht. Sie trägt eine Schnabelmaske und einen Buckelkorb mit Kinderbeinen, bewaffnet mit einer Schere oder einem Besen. Die Schnabelpercht prüft Haushalte auf Sauberkeit und beschenkt fleißige Mägde, während sie Faulen den Bauch aufschlitzt. Man fürchtet sie und gibt ihr lieber Geschenke, um sie fernzuhalten. Im Ausseerland und der Viechtau sind die Berigln unterwegs. Diese Figuren überprüfen die Häuser auf Ordnung und bringen Glück, tadeln jedoch unordentliche Haushalte. Die Berigln werden mit Schnaps, Perchtmilch oder Krapfen besänftigt und schreiben drei Kreuze an die Haustüren. In Kärnten tritt die „Frau Percht“ als altes Weib mit rußgeschwärztem Gesicht auf und fordert „Kinder oder Speck“. Zur Abwehr wird das „Perchtrajagen“ durchgeführt, bei dem Burschen ein Feuer entzünden und ein als Perchtra verkleideter Bursch darüber springt. Mit Geschrei und Kuhglocken wird die Percht aus dem Dorf vertrieben, doch auf dem Rückweg müssen die Glocken still bleiben, sonst kehrt sie zurück.