Die Sammlung wuchs von jeher neben Ankäufen durch Zuwendungen und Stiftungen. Mit großzügigen privaten Schenkungen – von Helmut Suschnigg, Regine Ploner sowie von zahlreichen Künstler*innen – und durch viele Dauerleihgaben konnte in den letzten Jahren eine Qualitätsverdichtung erreicht werden.
Da auch diese Ausstellung sich mit „Highlights“ beschäftigt, ist die Frage berechtigt: Was sind „Highlights“, wer bestimmt ihren Status? Sie folgen der kunsthistorischen Definition, der Marktrealität und lösen damit einen Konsens ein. Ihr Grad an Popularität ist zusätzlich entscheidend.
Die Ausstellung Selection umfasst die Zeit von 1800 bis jetzt und folgt damit dem Sammlungszeitraum der Neuen Galerie Graz. Die Werke des 19. Jahrhunderts folgen kunsthistorischen Kategorien – Landschaftsmalerei, Städtebild, Porträt, Akt etc.
Diese Einteilung würde die heutige Kunst nur unzureichend erfassen. Selection versucht daher, die klassischen inhaltlichen Kategorien in einer historischen Ebene im Parcours beizubehalten und sie gleichzeitig mit späteren, bis hin zu gegenwärtigen Exponaten zu begleiten bzw. zu kommentieren.
Die Themenauswahl der Ausstellung wird weiter beibehalten, jedoch in etwas verdichteter Form. Die frühen Werke werden ebenso vor der Tatsache der gegenwärtigen Allgemeinsituation rezipierbar.
Krieg, Ökodesaster sowie die Bildwerdung der Natur werden dabei deutlich. Es entsteht kein kunsthistorisch linearer Ablauf, sondern eine vernetzte Struktur, eine Gesamterzählung. Was wurde aus dem Akt? Einst die Idealisierung des menschlichen Körpers – aus dem Geist der Antike –, ist er im 20. Jh. zum Schauplatz psychischer Effekte bzw. zum Datenbündel geworden.
Ferne und Nähe haben jetzt andere Bezüge als im 19. Jh., zur Zeit der Orientmode und des hemmungslosen Kolonialismus und Kulturimperialismus. Flucht, Migration und Xenophobie stehen nun für dieses Begriffspaar. Postkoloniale Verwerfungen stellen heute unsere hauptsächlichen Problemzonen dar. Die sich verändernde geopolitische Gesamtlage unterstreicht diese Umstände offensichtlich.
Am Ende der Ausstellung lösen sich die Erzählstrukturen auf. Abstraktion, Erweiterung des Tafelbildes, Auflösung klassischer Kategorien, Auseinandersetzung mit dem System Kunst an sich oder die Mediatisierung stehen nun im Zentrum.