Der Begriff „Landschaft“ hat innerhalb wie außerhalb des Kunstdiskurses mannigfaltige Bedeutungen. Er kann zum Beispiel das ganz reale Lebensumfeld des Menschen genauso meinen wie touristisch besuchte bzw. verwertete Landstriche. Er kann das Land bezeichnen, das verschiedene Wissenschaften erforschen, genauso wie jenes, das für unterschiedlichste Zwecke verändert oder genutzt wird.
Auch kann „Landschaft“ – etwa im Sinn von „Heimat“ – einen stark emotional wie politisch besetzten Ort definieren etc. Alle diese Funktionszusammenhänge haben entsprechende Bilder und Darstellungsformen hervorgebracht, von denen die künstlerische Landschaftsmalerei und -zeichnung nur eine ist.
Diese Ausstellung verfolgt daher auch nicht das Ziel, einen stilgeschichtlichen Überblick über die Geschichte der Landschaftsmalerei im Sammlungszeitraum der Neuen Galerie Graz zu geben. Vielmehr unternimmt sie den Versuch, mit Exponaten aus der Sammlung die komplexen Wechselwirkungen zwischen der Darstellung von Landschaft einerseits und der Wahrnehmung bzw. dem Verständnis von Natur und Realität andererseits sichtbar zu machen.
Die Sommerausstellung der Neuen Galerie Graz (18.6. bis 6.9.2015) verfolgte diesen Ansatz über einen Zeitraum von rund 200 Jahren hinweg. Nunmehr wird der erste Teil dieser Ausstellung bis 17. Jänner 2016 verlängert.
Mit Werken des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung wird die Konstruktion von Wirklichkeitsvorstellungen überprüft. Wie sehr daran auch außerkünstlerische Faktoren wie die Industrialisierung oder die Wissenschaften Anteil hatten, ist etwa an Bildern von Reisen und Expeditionen oder von Urweltlandschaften zu erkennen.
Themen und KünstlerInnen der Ausstellung
Erschließung der Landschaft – Ideologisierung der Landschaft – Idealisierung der Landschaft – Die selbsttätige Natur – Das Bild der Ferne zwischen Ideal und Wirklichkeit – Erdgeschichtsforschung und visuelle Darstellung.
Zu sehen sind Werke von Thomas Ender, Friedrich und Jakob Gauermann, Blasius Höfel nach Johann Peter Krafft, Johann Kniep, Vinzenz Kreuzer, Joseph Kuwasseg, Christian Friedrich Mali, Johann Nepomuk Passini nach Thomas Ender, Markus Pernhart, Ignaz Raffalt, Carl Reichert, Anton Schiffer, Alois Schönn, Joseph Selleny, Franz Steinfeld, Melanie Stürgkh nach Matthäus Loder, Georg Matthäus Vischer, Michael Wutky (zugeschrieben) und anderen.