Mit dem literarischen Vorlass von Günter Brus wurde das BRUSEUM 2009 um einen wichtigen Bestand bereichert: So ist im Zusammenhang mit der Sammlung der bildkünstlerischen Werke, mit der Bibliothek und dem Archiv eine bedeutende Grundlage für die Forschung im Kompetenz- und Dokumentationszentrum zum literarischen und künstlerischen Werk des Künstlers geschaffen worden. Günter Brus hebt nicht nur stets mit seinen Bild-Dichtungen die Grenzen von Literatur und bildender Kunst auf, er ist auch seit mehr als 30 Jahren schriftstellerisch tätig. Neben zahlreichen Zeitschriftenbeiträgen und Kolumnen sind seit 1984 auch einige Romane und gesammelte Schriften publiziert worden.
Der literarische Vorlass besteht aus über 700 Heften, Werkmanuskripten und Entwürfen mit mehr als 20.000 beschrifteten Seiten, die seit Beginn der 1970er-Jahre entstanden sind. Innerhalb der Texte und Hefte sprengt Günter Brus häufig die literarischen Gattungsgrenzen und Genres: Verse und Prosa stehen nebeneinander, es finden sich Tagebuchaufzeichnungen, Dialoge, Aphorismen und Gedankensplitter neben Notizen zu Alltäglichem wie Telefonnummern oder Einkaufslisten.
Vor allem das literarische Prinzip der „Fortschreibung“ ist für Brus charakteristisch: (in-)homogene Textkörper fließen zusammen, ohne gliedernde Kapitel bzw. Anfang und Ende. Befehle in direkter Rede, Dialoge, Zitate und biografische Betrachtungen wechseln einander ab, während Wortneuschöpfungen, Kalauer und Schüttelreime für ständigen Sprachwitz und Ironie sorgen.
Nicht nur die Entstehung der literarischen Werke von Brus wird hiermit überliefert, auch die biografische und künstlerische Entwicklung von Brus wird dokumentiert. So dienen auch zahlreiche Skizzen, Zeichnungen und Notizen als wichtige und aufschlussreiche Quelle zur Genese einzelner Bild-Dichtungen.
Selbstverständlich beinhaltet der literarische Vorlass auch noch einige kürzere unveröffentlichte Prosastücke, Gedichte und Texte, die schließlich in künftigen Editionen erscheinen können.
Nachdem die Kulturabteilung des Landes Steiermark bereits 2008 durch einen großen Ankauf eines umfangreichen Werkkomplexes von Günter Brus die Grundsteinlegung des BRUSEUMS ermöglicht hatte, war es 2009 erneut der Initiative des damaligen Landeshauptmann-Stellvertreters Dr. Kurt Flecker zu verdanken, den literarischen Vorlass für das BRUSEUM in der Neuen Galerie Graz erwerben zu können.