„Schlossberge gibt es viele, Schloßberg nur einen.“

Peter Rosegger

Von der Festung zum Park

„Die Festung auf dem Schloßberg wurde nie eingenommen!“, ist in vielen Graz-Publikationen zu lesen. Sie konnte es auch nicht, da sie nie  gestürmt wurde; auch nicht von den Osmanen! Die Geschichte vom Meisterschuss ist zwar dramatisch, aber falsch. Paradoxon der Geschichte: Die einzige Bewährung erlebte der Schloßberg, als sein Festungscharakter schon aufgehoben war. Der Feind kam nicht aus dem Osten (Türken,  Slawen), sondern aus dem Westen: Es war die Belagerung und Beschießung durch die Truppen Napoleons 1809. Der Kaiser der Franzosen  orderte im Friedensvertrag die Schleifung der Festung. Der kahle Berg wurde zu einer Parkanlage und so konnte Friedrich Hebbel 1847 in Graz weilend beglückt vermerken: „Gottlob, dass die Zeit der Vestungen vorbei ist, dass die Stapelplätze der Kanonen und der Bombenkessel sich zu Gärten verwandeln.“

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Nur in der Sage residierte in der Sporgasse ein türkischer Pascha.
Ihm wurde der Braten durch einen „Meisterschuss vom Schloßberg“ verleidet, weswegen er die Flucht ergriff und – da fettleibig – im Fenster stecken blieb. Indessen waren die Osmanen nie in der Stadt und haben auch nie den Schloßberg belagert.
Begrünungsplan für den Schloßberg
Die auf dem Plan verzeichneten Architekturen wurden nur zum Teil verwirklicht.
Schweizerhaus und Weldendenkmal
Die große Stadt importierte im Zeitalter von Industrialisierung und rascher Bevölkerungszunahme ländlich-alpine Lebenswelten in ihr urbanes Zentrum.
Schweizerhaus und Weldendenkmal
Als Beispiel seien die „Schweizerhäuser“ genannt. Ein solches entstand auf dem Schloßberg beim Denkmal des Berg-Begrüners Ludwig von Welden.
Das Starckehaus
Der Schauspieler Gustav Starcke (1848-1921) wirkte in Hamburg, Graz und Dresden. Als Sommerrefugium wählte er sich das ehemalige Pulvermagazin auf dem Schloßberg.
Schloßberg-Reiben am Aschermittwoch
Betroffen waren auch hier vor allem die Frauen, die es nicht geschafft hatten, im letzten Jahr einen Partner zu finden. Durch das Reiben am Schloßberg wurden sie bestraft, konnten aber auch ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Der blecherne Schloßberg
Mit diesem selbst gefertigten Schloßbergmodell zogen arbeitslose Handwerker in der Zwischenkriegszeit durch Österreich, um Geld für sich und ihre Familien zu sammeln.
Futuristische Ansichtskarte
Vom großen Verbauungsplan des Architekten Matthias Seidl wurde nur die Bahn realisiert.

Die Klöpfer-Büste auf dem Schloßberg

Hans Kloepfer (1867–1944) wuchs in einem deutschnationalen Milieu in der Weststeiermark auf und wurde insbesondere vom Ständestaat ausgezeichnet und hochgeehrt. Das hinderte ihn allerdings nicht, diesen nach dem „Anschluss“ von 1938 zu verurteilen: „Der gewaltige Wogengang unserer Zeit aber trug das Volk von Graz auf die Höhe seiner Bestimmung. Wie in den anderen österreichischen Ländern bildeten
sich unterm Drucke der verhaßten Systemregierung bis in die hintersten Gebirgsgräben die Fronten der Illegalen, die im steten Kampf gegen ein schleichendes Naderertum, und einer skrupellosen Justiz auf Gnade und Ungnade ausgeliefert, befeuert vom unerschütterlichen Glauben an den Führer, sich für den nahen Zusammenbruch zum ersehnten Anschluß bereit hielten [...] damals hat sich in weltgeschichtlicher Stunde unter hinreißendem Einsatz Graz den Ehrennamen ‚Stadt der Volkerhebung‘ erworben und sieht nun unter den Augen und der Sorge des Führers  einer Zukunft entgegen, die es nach Schicksal, Schönheit und Treue so reich verdient.“ Der Verfasser progagandistischer Werke war Mitglied der  NSDAP und der Reichsschrifttumskammer. 

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Schloßberg monumental oder: Was uns erspart blieb

Der Uhrturm als Wahrzeichen des Wahrzeichens Schloßberg. Adolf Hitler aber kritisierte, dass „eine so wichtige Stadt mit dem Uhrturme ein so bescheidenes Wahrzeichen besitze.“
Daher sollte hier ein monumentaler „Südostturm mit Führersaal“ entstehen.