In seiner transdisziplinären Forschung verbindet der in Wien lebende Künstler Markus Hiesleitner künstlerische Fragestellungen mit Strategien ökologischer Landwirtschaft. Durch die Beobachtung ökologischer Kreisläufe, die seinen Arbeiten zugrunde liegt, verweist der Künstler auf einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen.
Der Erdboden als bedeutendste Ressource für die Landwirtschaft ist dabei zentraler Untersuchungsgegenstand seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Dabei bezieht er sich auf die belebte oberste Schicht der Erdoberfläche, die sensibler und zugleich verletzlicher Träger unseres Lebensraumes ist. Humus, als wichtiger organischer Bestandteil davon, enthält zahlreiche Bodenorganismen, die diesen permanent herstellen, erneuern und gesund halten.
Charles Darwins letztes und erfolgreichstes Buch aus dem Jahre 1881 Die Bildung der Ackererde durch die Tätigkeit der Würmer (The Formation of Vegetable Mould Through the Action of Worms, with Observations on their Habits) ist die theoretische Grundlage für seine Studien auf dem Feld.
Anfang des 19. Jahrhunderts galten die Regenwürmer noch als Schädlinge, erst Darwins genaue Beobachtungen der Lebensweise und die Beschreibung in seinem Buch führten zu einer neuen Sichtweise und zur Erkenntnis über die wesentliche Bedeutung der Würmer für die Bildung des Bodens. Sie belüften nicht nur die Oberfläche, sondern spielen auch eine große Rolle beim Abbau organischer Materialien, wodurch sie auch in der Kompostierung eingesetzt werden.
Ab Sommer 2022 verbrachte Markus Hiesleitner mehrere Wochen am Hof des Schaf- und Hühnerzüchters Siegfried Pommer in Groß St. Florian. Dabei begleitete der Künstler die bäuerliche Arbeit auf dem traditionell geführten Hof von der Heuernte im Sommer über die Obstverarbeitung im Herbst, von der Holzarbeit im Winter bis hin zum Scheeren der Schafe im Frühjahr. Auf dem Hof erinnerte sich Hiesleitner an die Selbstversorger-Wirtschaft seiner Großeltern, die ihn als Kind geprägt hat und entdeckte dabei viel Vertrautes. Bei der Untersuchung von Regenwürmern und anderen im Boden vorkommenden Lebewesen, sammelte und dokumentierte er deren Ausscheidungen und legte ein umfassendes Archiv an. Zugleich entwickelte er daraus die organische Skulptur Der große Kreislauf, die bei der Eröffnung präsentiert wurde.