Johannes van Vliet ist hauptsächlich als Reproduktionsgraphiker nach Rembrandt bekannt. Seine tatsächliche Beziehung zum berühmten Meister ist nicht überliefert. Zu seinen letzten eigenständigen Radierungen gehört die 18-teilige Handwerkerserie aus dem Jahr 1635.
Die Berufe Spinner und Weber sind eng miteinander verbunden. Beim Spinnen werden Pflanzenfasern oder Tierhaare zu dünnen, langen Fäden verdrillt. Dieses Produkt verwendet der Weber, um seine Stoffe, Tücher etc. herzustellen. Spinnen und Weben zählen zu den ältesten handwerklichen Tätigkeiten der Menschheit.
Im Blatt von van Vliet sitzt ein Arbeiter im Hintergrund an einem Spinnrad. Der wuchtige Webstuhl steht bildbeherrschend im Mittelpunkt. Eher unachtsam abgelegt befinden sich ein Besen, ein Schiffchen zum Weben und weitere Gegenstände im Vordergrund am Boden.
Auch wenn Kleidung für den Menschen von jeher Thema war, entwickelte sich der Beruf des Schneiders erst im frühen Mittelalter. Bis zum 12. Jahrhundert trug man an der Antike orientierte Kleidung, die in einfachen Bahnen geschnitten war und mit Schließen gehalten wurde. Im 12. Jahrhundert entstanden vielfältigere Formen der Kleidung, wofür eigene Schnitte und unterschiedliche Stoffe nötig waren. Nur der Meister selbst durfte zuschneiden. Das Handwerk des Schneiders war bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts den Männern vorbehalten. Bis dahin war Frauen nur das Nähen, Flicken und Bügeln erlaubt. Der Schneider durfte nur sein Handwerk anbieten, d. h. keinen Handel treiben, somit auch keine Stoffe verkaufen. Diese musste die Kundschaft selbst mitbringen.
Auf dem Blatt von van Vliet schneidet der Meister im Vordergrund einen Stoff zu. Das Ellenmaß liegt quer über dem Tisch. Im Hintergrund sitzen zwei Näher im typischen Schneidersitz auf Kissen. Über ein an der Decke gespanntes Seil wurden unterschiedliche Kleidungsstücke unordentlich geworfen.