Vom immateriellen Kulturerbe

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Weltkulturerbe

Das Jahr 2022 stand in Schloss Eggenberg unter dem Motto des Weltkulturerbes.

Nicht nur Gebäude und Baudenkmäler können einem Denkmal- oder Welterbe-Schutz unterliegen, sondern auch mündlich überlieferte lebendige Traditionen, darstellende Künste und Handwerk sowie gesellschaftliche Rituale und Feste. Sie sind zusammengefasst im immateriellen Kulturerbe. Getragen von menschlichem Wissen und Können, werden sie von einer Generation an die nächste weitergegeben. Immaterielles Kulturerbe prägt das gesellschaftliche Zusammenleben und leistet einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung von Kulturen.

Die Maurer und die Glaser

Johannes van Vliet ist hauptsächlich als Reproduktionsgraphiker nach Rembrandt bekannt. Seine tatsächliche Beziehung zum berühmten Meister ist nicht überliefert. Zu seinen letzten eigenständigen Radierungen gehört die 18-teilige Handwerkerserie aus dem Jahr 1635.

Die Zunft der Maurer bildete sich im 13. Jahrhundert. Gebraucht wurden sie damals für die Steinbauten der höheren Gesellschaftsschichten, für Schlösser, Burgen und Sakralbauten. Die körperlich schwere Arbeit hat sich im Wesentlichen bis heute nicht geändert. Nur der Transport und die Hebearbeit ist durch Maschinen erleichtert worden. Auf Vliets Darstellung mischt der Mann links den Mörtel ab, während rechts der Meister eine Mauer hochzieht. Mit Holzbalken sind je eine Tür und ein Fenster zum Aussparen der Mauer gezimmert worden.

Die Glaser arbeiteten wie die Maurer ab dem Spätmittelalter für die Kirche oder den Adelsstand, indem sie Butzenscheiben herstellten. Die niederen Stände spannten dünne Tierhäute vor die Fenster. Vliet zeigt eine Werkstatt des 17. Jahrhunderts. Links unten lehnt ein zusammengesetztes Fenster, wie es in den Kaufmannshäusern bzw. dem gehobenen Bürgertum in den Niederlanden zu dieser Zeit modern war.

Gesellenbrief für Hafner

In einem klassizistisch ornamentierten Rahmen sind die oberen zwei Drittel der Stadtansicht von Graz gewidmet. Das untere Drittel ist dem Text eines Gesellenbriefes vorbehalten. Durch freigelassene Stellen war der Vordruck für alle bürgerlichen Handwerksberufe in Graz verwendbar. In diesem Fall hat der Hafner Michael Wagenhuber ‒ aus Ofen (westlicher Stadtteil von Budapest) in Ungarn stammend ‒ seinen Abschluss am 24. Juni 1815 mit Siegel bestätigt bekommen.

Die Stadt Graz ist mit ihren wehrhaften Festungsbauten und der Burg am Schloßberg ‒ sie wurde 1809 zerstört ‒ dargestellt. Die Stadtansicht ist eher eine flüchtige naive Skizze, dennoch besticht die Wucht der Festungsanlagen mit ihren Ausmaßen. Im Hintergrund, am Ende einer geschwungenen Allee, ist Schloss Eggenberg zu erkennen.

Die Besenbinder und die Korbflechter

Der Besenbinder gehört zu den traditionellen Handwerksberufen, die heute kaum mehr ausgeführt werden. Die serielle Produktion von Kunststoffbesen hat die mühsame Handarbeit abgelöst. Das Binden von Besen mit Naturmaterialien wird am ehesten noch im asiatischen Raum angewandt. In Europa wurde vor allem Birkenreisig für Stall- und Straßenbesen verwendet.

Das Korbflechten wurde 2013 als traditionelles Handwerk in der Steiermark in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Damit verbunden ist nicht nur das zeitintensive Korbflechten aus Weide und das Nähen aus Roggenstroh, sondern auch das Wissen um die Produktion des Materials selbst – das Setzen von Korbweiden und das Säen und händische Ernten von Roggenstroh. Das Korbmachen wird der bäuerlichen Tradition entsprechend auch heute noch von Vereinen und Gruppen vorwiegend in den Wintermonaten ausgeführt.

Johannes van Vliet ist hauptsächlich als Reproduktionsgraphiker nach Rembrandt bekannt. Seine tatsächliche Beziehung zum berühmten Meister ist nicht überliefert. Zu seinen letzten eigenständigen Radierungen gehört die 18-teilige Handwerkerserie aus dem Jahr 1635.

Die Fassbinder und die Kupferschmiede

Johannes van Vliet ist hauptsächlich als Reproduktionsgraphiker nach Rembrandt bekannt. Seine tatsächliche Beziehung zum berühmten Meister ist nicht überliefert. Zu seinen letzten eigenständigen Radierungen gehört die 18-teilige Handwerkerserie aus dem Jahr 1635.

Der Fassbinder (auch Böttcher, Küfer bezeichnet) stellt Gefäße aus Holz her. In der Vergangenheit waren das vorwiegend Fässer und Bottiche, die für Transport und Aufbewahrung benutzt wurden. In der von van Vliet dargestellten Werkstatt hackt der an einem Arbeitstisch stehende Fassbinder Dauben zurecht. Dauben sind konisch gewölbte Langhölzer, die zylinderartig mit Metallreifen zusammengehalten werden. Der Küfer rechts fixiert mit einem Bandhaken die obersten Fassreifen.

Kupfer ist das älteste bekannte Gebrauchsmetall und aufgrund seiner geringen Härte leicht zu bearbeiten. Durch die Legierungen mit Zinn (zu Bronze) und Zink (zu Messing) wurde die Herstellung vieler langlebiger Gebrauchsgegenstände für den tägliche Bedarf möglich.

Zwei Kupfer- bzw. Kesselschmiede arbeiten in einer Werkstatt, in der viele ihrer fertigen Produkte zu sehen sind. Der Handwerker rechts schneidet gerade eine Kupferplatte zurecht. Links sitzt sein Kollege und hämmert einen Bottich. An der Rückwand sind diverse Kupferprodukte sichtbar, wie unterschiedliche Leuchten, Bettpfannen, Wannen und Krüge.

Gesellenbrief für Strumpfmacher

Johann Ferstler stammt aus einer Kupferstecher- und Druckerfamilie in Graz, St. Pölten und Wien im 18. Jahrhundert. Hauptsächlich schuf diese topographische Ansichten, Andachtsbilder und Gebrauchsgraphik. Zu Letzteren gehört der Gesellenbrief für die bürgerlichen Strumpfmacher in Graz. In diesem Fall handelt es sich um ein nicht ausgefülltes Schreiben. Neben der rokokohaften Umrahmung ziert den Kopfteil des Blattes eine Stadtansicht von Graz vom Westen gesehen.

Strumpfmacher bzw. -wirker stellten Maschenwaren wie Strümpfe, Socken, Hauben und Handschuhe her. Als Material diente ihnen Schafwolle, Seide, Baumwolle oder Leinengarn. Mit der Vorherrschaft der spanischen Tracht setzten sich gestrickte Strümpfe in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch in Mitteleuropa durch. Leistbar waren diese nur für die höhere Bevölkerungsschicht.

Die Weber und die Schneider

Johannes van Vliet ist hauptsächlich als Reproduktionsgraphiker nach Rembrandt bekannt. Seine tatsächliche Beziehung zum berühmten Meister ist nicht überliefert. Zu seinen letzten eigenständigen Radierungen gehört die 18-teilige Handwerkerserie aus dem Jahr 1635.

Die Berufe Spinner und Weber sind eng miteinander verbunden. Beim Spinnen werden Pflanzenfasern oder Tierhaare zu dünnen, langen Fäden verdrillt. Dieses Produkt verwendet der Weber, um seine Stoffe, Tücher etc. herzustellen. Spinnen und Weben zählen zu den ältesten handwerklichen Tätigkeiten der Menschheit.

Im Blatt von van Vliet sitzt ein Arbeiter im Hintergrund an einem Spinnrad. Der wuchtige Webstuhl steht bildbeherrschend im Mittelpunkt. Eher unachtsam abgelegt befinden sich ein Besen, ein Schiffchen zum Weben und weitere Gegenstände im Vordergrund am Boden.

Auch wenn Kleidung für den Menschen von jeher Thema war, entwickelte sich der Beruf des Schneiders erst im frühen Mittelalter. Bis zum 12. Jahrhundert trug man an der Antike orientierte Kleidung, die in einfachen Bahnen geschnitten war und mit Schließen gehalten wurde. Im 12. Jahrhundert entstanden vielfältigere Formen der Kleidung, wofür eigene Schnitte und unterschiedliche Stoffe nötig waren. Nur der Meister selbst durfte zuschneiden. Das Handwerk des Schneiders war bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts den Männern vorbehalten. Bis dahin war Frauen nur das Nähen, Flicken und Bügeln erlaubt. Der Schneider durfte nur sein Handwerk anbieten, d. h. keinen Handel treiben, somit auch keine Stoffe verkaufen. Diese musste die Kundschaft selbst mitbringen.

Auf dem Blatt von van Vliet schneidet der Meister im Vordergrund einen Stoff zu. Das Ellenmaß liegt quer über dem Tisch. Im Hintergrund sitzen zwei Näher im typischen Schneidersitz auf Kissen. Über ein an der Decke gespanntes Seil wurden unterschiedliche Kleidungsstücke unordentlich geworfen.