Triumph und Schmach

Bildinformationen

Zwei Seiten

Der Krieg mit all seinen Schrecken beherrscht Europa über lange Zeit. Kaum ein Jahrhundert verläuft friedlich. Künstler der Renaissance und des Barock schaffen eindringliche Bilder zu diesem Thema und nehmen Anleihe an der Antike. 

Die Druckgraphik zeigt, wie nach einer kriegerischen Auseinandersetzung Länder und erbeutete Güter verteilt werden. Große Gewinner sind die Kriegs- und Feldherren, einfache Soldaten gehen meist leer aus. Triumphzüge sind ein Fest für das Volk, aber vorrangig dienen sie der Glorifizierung des Herrschers. Und doch gibt es auch Spottbilder, die den Hauptmann der Wahrheit und jenen der Narrheit zeigen.

Die großen Schrecken des Krieges, Titelblatt, 1633

Der lothringische Kupferstecher Jacques Callot radierte 1633, zwei Jahre vor seinem Tod, die 18-teilige Serie Les Grand Misères de la Guerre – Die großen Schrecken des Krieges. Die erste Auflage erschien noch ohne Texte. In der zweiten Auflage nummerierte der Künstler die Blätter und ergänzte sie mit Versen von Michel de Marolles (1600–1681), einem französischen Geistlichen, Kunstsammler und Historiker.

Nach dem Titelblatt und der Anwerbung der Truppen folgt in der Reihe nur eine Schlachtendarstellung. Der Schwerpunkt der Bilder liegt auf dem Geschehen abseits des Schlachtfeldes, dem Plündern, Morden und Vergewaltigen. Der Dichter mahnt den Soldaten, sich mit Tugend gegen das Laster zu wappnen. Denn auch das Kriegsgericht schlägt erbarmungslos zu und verurteilt gnadenlos die Abtrünnigen.

Callot hatte im Laufe seines Lebens viele Auswirkungen des Krieges gesehen, die er mit diesen Szenen zusammenfasste. Er spricht in der Reihe keinen speziellen Krieg an.

 

Bildtext:

Les / misères et les / Mal-heurs / de la guerre.

Représentez par Jacques Callot / Noble Lorrain.

Et mis en lumière par Israel / son amy.

A Paris / 1633 / Avec Privilege du Roy.

Die Verteilung der Güter

Den Abschluss der Reihe Die großen Schrecken des Krieges bildet das Blatt Die Verteilung der Güter. Laut den Versen darunter werden die tugendhaften Soldaten belohnt. Ihnen gebührt Ehre und Dank. In der Realität waren das hauptsächlich die Feldherren, Befehlshaber und Offiziere. Gewöhnliche Soldaten waren nie in eine vergleichbare Zeremonie eingebunden.

Jacques Callot schildert die Verteilung im Topos des „gerechten Herrschers“, der die Guten belohnt und die Bösen hart bestraft. Der Künstler arbeitete regelmäßig für den französischen Hof. So ist in der Darstellung ein indirekter Hinweis auf Ludwig XIII. gegeben.

Triumphzug Konstantins nach dem Sieg über Maxentius, 1715

In einem pompösen Zug von rechts nach links lässt sich Konstantin der Große triumphal feiern, nachdem er seinen Rivalen Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke geschlagen hat. Mit diesem Sieg 312 n. Chr. wurde er zum alleinigen Herrscher des römischen Westreiches. Der Triumphzug zieht sich als großes Fest durch Rom. Die siegreichen Soldaten schreiten mit römischen Feldzeichen, Standarten und Trophäen voran. Darunter befindet sich auch das Christogramm, unter dessen Zeichen Konstantin laut einer Weissagung die Schlacht gewonnen haben soll.

Die Radierung geht auf einen Entwurf von Charles le Brun (1619–1690) zurück, dem prägenden Künstler des Stils Ludwig XIV. Der Kupferstecher Nicolas Henri Tardieu entstammt einer Pariser Künstlerfamilie, die über zwei Jahrhunderte nachweisbar ist. Er gilt als der bedeutendste Vertreter seiner Familie und arbeitete hauptsächlich als Reproduktionsstecher nach bedeutenden Künstlern wie Antoine Watteau, Peter Paul Rubens und Charles le Brun.

Zwei Entwürfe für Zierteller, 1577/78: Hauptmann der Weisheit und Hauptmann der Narrheit

In einer aufwendigen, äußerst dekorativen Form sind zwei politische Gegner einander als Hauptmann der Weisheit und Hauptmann der Narrheit gegenübergestellt. Gemeint sind damit der niederländische Staatsmann und Feldherr Wilhelm I. von Oranien (1533–1584) und der spanische Herzog von Alba, Don Fernando Álvarez de Toledo (1507–1582). Letzterer war während des Achtzigjährigen Krieges in den Niederlanden vor allem für die Rekatholisierung des Landes eingesetzt worden. Alba wollte dies jedoch mit brutalsten militärischen Mitteln erreichen. Er belagerte zahlreiche aufständische Städte und ging erbarmungslos gegen die rebellische Bevölkerung vor – bis er die Finanzen Spaniens dermaßen überstrapazierte, dass der spanische König Philipp II. ihn aus den Niederlanden abzog.

Der Kupferstecher Theodor de Bry, aus Lüttich gebürtig, war bekennender Calvinist und stellte sich in den Dienst der Protestanten. In einer Reihe von Entwürfen zu wohl nie ausgeführten Ziertellern stellt er die beiden Kontrahenten in eine bilderreiche, allegorische Umrandung – beim Hauptmann der Narrheit rezipiert er u. a. bekannte Figuren von Hieronymus Bosch (um 1450–1516).