Hadern, Zank, Krieg, Balgen, Raufen

Bildinformationen

Krieg in Europa

Der Krieg mit all seinen Schrecken beherrscht Europa über lange Zeit. Kaum ein Jahrhundert verläuft friedlich.

Künstler der Renaissance und des Barock schaffen eindringliche Bilder zu diesem Thema. Ihre Druckgraphiken sprechen auch von den sündigen Eigenschaften des Menschen, die den Krieg verursachen. Allen voran ist es der Neid. 

Neben derlei sinnbildlichen Szenen finden sich auch reale Feldzüge und Kriegsschauplätze wie die Schlacht bei Zenta, in der Prinz Eugen das Osmanische Heer endgültig besiegt.

Allegorie des Neides

Das Blatt ist Teil der Publikation Iconographia nach Johann Wilhelm Baur (1607–1642). Diese erschien erstmals 1670 und enthielt 148 Blätter. Der Augsburger Kupferstecher und Verleger Melchior Küsel (1626–1683) hatte nach Baurs Tod über 250 Zeichnungen des Künstlers erworben und diese reproduziert. Küsel stammte aus einer über mehrere Generationen reichenden Kupferstecher- und Goldschmiedefamilie in Augsburg im 17. und 18. Jahrhundert. Die Stiche nach dem Straßburger Maler Johann Wilhelm Baur nahmen in seinem Repertoire den größten Raum ein.

Die Allegorie des Neides wird der traditionellen Ikonographie entsprechend durch eine alte, ausgemergelte Frau mit entblößten Brüsten personifiziert. In ihrem Haar winden sich Schlangen als Hinweis auf die giftigen Gedanken des Neides. Mit der Linken bedient sie einen Blasebalg, mit dem sie das Feuer der Missgunst immer weiter anfacht.

Die wohl bekannteste mit Neid verbundene Geschichte aus dem antiken griechischen Mythos erscheint rechts oben im Himmel: Es ist die Göttin der Zwietracht, die – nicht eingeladen – den goldenen Apfel unter die Hochzeitsgäste von Peleus und Thetis wirft. Daraus resultiert letztendlich der Trojanische Krieg.

Die Zeichnung zur Allegorie des Neides von Wilhelm Baur befindet sich heute in der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie in Stuttgart. Als Entstehungszeit wird 1638 bis 1640 angenommen.

 

Bildunterschrift:

Wer kennt die Unhold nicht? die schädlich / Braut der Höllen

Die so vil Ubels pflegt auff Erden an zue stellen?

Es ist der blasse Neid / so Feur auffbläst und schürt

Verleumbdet / lästert / liegt [lügt] / die beste Freund verwürt

 

Sein Frucht ist: Hadern / Zanck / Krieg / balgen / rauffen / schlagen /

Mord / Ungerechtigkeit / verfolgen / marteren / plagen /

Und was des Zeuges mehr / Ja sein Zanck=Apffel kann

Bey einem Götter=Mahl auch Händel richten an.

Schlacht bei Zenta gegen die Türken, 1697

Die Schlacht bei Zenta an der Theiß (heute Senta in Serbien) am 11. September 1697 gilt als der wichtigste Sieg der kaiserlichen Armee gegen die Osmanen. Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736) war zwei Monate davor von Kaiser Leopold I. zum Oberbefehlshaber der Armee in Ungarn ernannt worden. Er übernahm ein heruntergekommenes, schwaches Heer und musste Geld aufnehmen, um für Verpflegung und Sold zu sorgen. Innerhalb kürzester Zeit schaffte er eine Vereinigung mehrerer Truppen und motivierte diese zur Konfrontation mit der türkischen Armee unter Sultan Mustafa II. (1664–1704). Bei einem Überraschungsangriff bei Zenta siegten die kaiserlichen Truppen und erbeuteten hundert Geschütze, die Kriegskasse, Pferde und Kamele u. v. m. Außerordentlich bedeutend war das Petschaft (Siegelstempel) des Sultans Mustafa II. als Beute. Auf dieser stand: „Mustafa, Sohn des Mehmed Han, immer siegreich, 1106 der Hidschra“ (nach christlicher Zeitrechnung das Jahr 1695). Prinz Eugen überbrachte dies dem Kaiser persönlich. Das Petschaft befindet sich heute im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien.

Der Stecher Joseph von Montalegre ist in Prag geboren und in Nürnberg gestorben – genaue Daten dazu fehlen. Anhand seiner erhaltenen und signierten Werke kann er hauptsächlich als Porträtstecher und Buchillustrator bezeichnet werden.

 

Beschriftung rechts unten:

Vorstellung des großen Siegs, welchen die Kays. Armee den 11. 7bris [September] 1697 bey Zenta an der Theys gegen die Türcken erhalten

A dess Sultans Zelt

B dess Gross Veziers

C Türck. Wagenburg

D eroberte Rossschweif

E die Theysbrücke

Schlacht zwischen Reitern und Fußvolk

Das Blatt ist Teil der Publikation Iconographia nach Johann Wilhelm Baur (1607–1642). Nähere Informationen dazu finden Sie beim Blatt Allegorie des Neides von Melchior Küsel auf dieser Webseite.

Die aus dem Hintergrund vorpreschenden Reiter tragen eine Fahne mit der französischen Lilie. Die Flagge der Infanterie trägt schwach angedeutet das sogenannte „Kreuz von Burgund“ bzw. „Burgunder Andreaskreuz“. Dabei handelt es sich um die historische spanische Kriegsflagge von 1506 bis 1785. Deshalb läuft das Blatt auch unter dem Titel Schlacht der Hispanieren und Franzosen.

Die Bildunterschrift unterstreicht nachbarschaftliche Konflikte, wie sie gerade zwischen Frankreich und Spanien immer wieder in der Geschichte aufflammten, so z. B. der Französisch-Spanische Krieg von 1635 bis 1659, der parallel zum Dreißigjährigen und Achtzigjährigen Krieg stattfand.

 

Bildunterschrift:

Die Völcker / deren Land einander nach berühren

Sicht man gemeiniglich Krieg mit einander führen

Ein Nachbahr lässet nicht dem andren Frid und Ruhe

Man zupffet / ropfft / und klopfft einander immerzue.

 

Hier gibt’s ein Muster ab: Es streitten zwey Partheyen

Die Lilien und das Creuz: Der Mußquetierer Reyhen

Gibt gwaltig immer Feur / doch schieben jene auch

Die Händ nicht in die Säck / das zeiget Lufft und Rauch.