Das Blatt ist Teil der Publikation Iconographia nach Johann Wilhelm Baur (1607–1642). Diese erschien erstmals 1670 und enthielt 148 Blätter. Der Augsburger Kupferstecher und Verleger Melchior Küsel (1626–1683) hatte nach Baurs Tod über 250 Zeichnungen des Künstlers erworben und diese reproduziert. Küsel stammte aus einer über mehrere Generationen reichenden Kupferstecher- und Goldschmiedefamilie in Augsburg im 17. und 18. Jahrhundert. Die Stiche nach dem Straßburger Maler Johann Wilhelm Baur nahmen in seinem Repertoire den größten Raum ein.
Die Allegorie des Neides wird der traditionellen Ikonographie entsprechend durch eine alte, ausgemergelte Frau mit entblößten Brüsten personifiziert. In ihrem Haar winden sich Schlangen als Hinweis auf die giftigen Gedanken des Neides. Mit der Linken bedient sie einen Blasebalg, mit dem sie das Feuer der Missgunst immer weiter anfacht.
Die wohl bekannteste mit Neid verbundene Geschichte aus dem antiken griechischen Mythos erscheint rechts oben im Himmel: Es ist die Göttin der Zwietracht, die – nicht eingeladen – den goldenen Apfel unter die Hochzeitsgäste von Peleus und Thetis wirft. Daraus resultiert letztendlich der Trojanische Krieg.
Die Zeichnung zur Allegorie des Neides von Wilhelm Baur befindet sich heute in der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie in Stuttgart. Als Entstehungszeit wird 1638 bis 1640 angenommen.
Bildunterschrift:
Wer kennt die Unhold nicht? die schädlich / Braut der Höllen
Die so vil Ubels pflegt auff Erden an zue stellen?
Es ist der blasse Neid / so Feur auffbläst und schürt
Verleumbdet / lästert / liegt [lügt] / die beste Freund verwürt
Sein Frucht ist: Hadern / Zanck / Krieg / balgen / rauffen / schlagen /
Mord / Ungerechtigkeit / verfolgen / marteren / plagen /
Und was des Zeuges mehr / Ja sein Zanck=Apffel kann
Bey einem Götter=Mahl auch Händel richten an.