Ein Arbeitstag in Bildern festgehalten

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Ein Arbeitstag in Bildern festgehalten

Der Alltag von Bediensteten bedeutet Töpfe schrubben, Garn wickeln, Gemüse schneiden. Das alles unter dem Druck einer Hierarchie, selbst unter den Angestellten. Geregelte Arbeitszeiten gibt es nicht. Zur-Verfügung-Stehen rund um die Uhr ist angesagt – oft auch im erotischen Sinne. Und jeder Tag ist begleitet von der Angst, entlassen zu werden.

Das Genre gibt Szenen des täglichen Lebens wieder. Im Mittelpunkt stehen anonyme, „unhistorische“ Figuren in ihrem individuellen Lebensbereich. Der Begriff der Genredarstellungen wurde erst im späten 18. Jahrhundert geprägt.

Jacques-Firmin Beauvarlet (1731–1797): Eine Dienstmagd putzt Pfannen

In einer Küche putzt eine Dienstmagd Pfannen. Sie hat eine Pfanne vor sich auf einem Tisch umgedreht und poliert diese. Mehrere bereits glänzende Teller lehnen an einer Wand. Weitere Pfannen funkeln in einem am Boden stehenden Holzzuber. Die Magd trägt eine Haube und üppige Kleidung. Auffallend ist das weite Dekolleté, das eindeutig erotisch zu verstehen ist.

Die Reproduktion geht auf eine Rötel- und Kreidezeichnung des typisch französischen 18. Jahrhunderts zurück. Das Original befindet sich heute in der Albertina in Wien (Inv.-Nr. 12766). Der Zeichner ist einer der bekanntesten Genremaler seiner Zeit: Jean Baptiste Greuze . Dieser ließ ausgesuchte Stecher seine Schlüsselwerke für eine bessere Verbreitung seiner Kunst reproduzieren. So bekommt die Zeichnung eine größere Aufmerksamkeit, als sie als empfindliches Einzelobjekt erhalten kann.

Jean Jacques Flipart (1719–1782): Die Garnwicklerin

Ein junges Mädchen sitzt mit einem verträumten, seitwärts gerichteten Blick auf einem Stuhl und wickelt Garn zu einem Knäuel auf. Auf einem Tischchen neben ihr liegt eine verspielte Katze und zieht an den Fäden. Bereits aufgewickelte Garnknäuel liegen neben ihr. Eine Schere hängt an einem Band über der Stuhllehne.

Der Druck geht auf ein Gemälde von Jean Baptiste Greuze zurück, das um 1759 (Hochzeit mit Anne Gabrielle Babuty) zu datieren ist und sich heute in The Frick Collection in New York befindet. Bei der Dargestellten könnte es sich um die Schwester von Greuzes Ehefrau handeln.

Der Stecher Jean Jacques Flipart fügt unter der Radierung eine Widmung an Greuzes Ehefrau hinzu. Fliparts Reproduktionsstiche werden von den Zeitgenossen sehr geschätzt und er wird zum wichtigsten Interpreten der Werke von Jean Baptiste Greuze.

Nicolas Joseph Voyez (1742–1806): Die entlassene Dienerin

In der Küche eines größeren Haushalts sind zwei Dienerinnen aneinandergeraten. Die Ältere hat ihre Arme in die Hüften gestemmt und sieht die Jüngere streng an. Die junge Frau steht leicht nach vorne gebeugt demütig vor ihr, sieht sie flehend an und gestikuliert mit beiden Händen. Unter den beiden sind zwei Kinder gerade dabei, Früchte aus einem Korb zu stehlen. An der Wand im Hintergrund hängt ein Vogelkäfig, dessen Tür offen steht. Der Vogel sitzt obenauf. Erst durch die Bildunterschrift erfahren die Betrachtenden, dass die Jüngere wohl entlassen wurde. Der offene Käfig ist eigentlich ein Symbol für die Freiheit. Für die entlassene Dienerin heißt das aber auch ein Leben ohne Gehalt. Ob die stehlenden Kinder der Grund für die Kündigung waren? Und ob die Vorgesetzte sich noch umstimmen lässt, bleibt offen.

Als Vorlage zu dieser Reproduktion diente eine Zeichnung von Jean Baptiste Greuze. Der Stecher Nicolas Joseph Voyez wurde bei Jacques-Firmin Beauvarlet (1731–1797) in Paris ausgebildet.