„An das Publikum“

Bildinformationen

Eine Zeichenakademie

1785 eröffnete der Kupferstecher Johann Veit Kauperz in Graz eine Zeichnungsakademie. Von den Landesvertretern unterstützt, wurde die Akademie zur Anlaufstelle für künstlerische Belange in der Steiermark.

Sein Nachfolger Joseph August Stark stellte mit Hilfe von Landeshauptmann Ferdinand Maria Graf Attems eine Vorbildersammlung für die Studierenden zusammen. Mit der Öffnung derselben für das allgemeine Publikum ab März 1819 entstand die erste öffentlich zugängliche Gemäldegalerie in Graz. Diese ist der Ursprung der heutigen Alten Galerie und Neuen Galerie Graz.

Johann Veit Kauperz, nach einem Gemälde von Anton Jandl

Johann Veit Kauperz (1741–1815) entstammte einer Grazer Kupferstecherfamilie und besuchte nach der Schulung durch seinen Vater von 1766 bis 1770 die Wiener Kupferstecherakademie unter Jakob Mathias Schmutzer. Zurück in Graz übernahm er die Werkstatt seines Vaters und wurde 1775 einer der ersten Zeichenlehrer Österreichs in der von Maria Theresia neu eingeführten Normalschule.

Da in der Normalschule das Zeichnen auf Arbeiten mit dem Lineal und dem Zirkel konzentriert war, der Künstler aber auch das Modellzeichnen nach Figuren bzw. das Landschaftszeichnen in der Natur lehren wollte, entschied er sich, eine Privatzeichenschule einzurichten. 1785 lud er in diese Institution ein. Mit einer jährlich festgesetzten Zahlung durch die steirischen Stände konnte die Schule ab 1791 als „Steirisch Ständische Zeichnungsakademie“ bezeichnet werden.

Das Porträt zeigt den Künstler im Alter von 51 Jahren, ein Jahr nachdem seine Privatschule institutionalisiert wurde. Er wurde vom steirischen Maler Anton Jandl porträtiert und setzte dieses Gemälde zur besseren Verbreitung seines Konterfeis in Schabtechnik um.

Einladung zur Eröffnung der Grazer Zeichnungsakademie

Mit 1. Juni 1785 lud Johann Veit Kauperz erstmals in die Zeichnungsakademie in Graz ein, um dort „Künstlern, Handwerkern und Liebhabern“ das Zeichnen zu lehren. In den Unterrichtsstunden wurde Figuren-, Landschaftszeichnung sowie Baukunst und Perspektive vermittelt, abgehalten wurden sie vormittags von 9 bis 11 Uhr und nachmittags von 14 bis 16 Uhr. Die Schülerzahl schwankte in den Unterrichtsjahren von Kauperz (bis 1813) zwischen 19 und 40 Teilnehmern.

Kauperz ging es weniger darum, perfekte Künstler aus dieser Schule zu entlassen, sondern vielmehr um die Festigung eines künstlerischen Verständnisses in der Gesellschaft sowie um die Perfektionierung der Zeichenkunst für verschiedene Handwerksberufe. Adelige und begüterte Bürger mussten für den Unterricht bezahlen. Arme erhielten diesen jedoch unentgeltlich.

Als Titelvignette für seine Einladung wählte Kauperz die Allegorie der Malerei. Die personifizierte Pictura sitzt vor einer Staffelei und führt die anwesenden Putti in die Welt der bildenden Kunst ein. Ein lesender Putto links versinnbildlicht das theoretische Wissen als Notwendigkeit für einen Künstler. Kauperz greift bei dieser Darstellung auf eine Arbeit seines Wiener Lehrers Jakob Mathias Schmutzer zurück.

Joseph August Stark

Der porträtierte Joseph August Stark (1782–1838) ist gemeinsam mit Ferdinand Maria Graf Attems die treibende Kraft für die Zusammenstellung und Öffnung einer Gemäldegalerie in Graz. Selbst eher in ärmlichen Verhältnissen geboren, besuchte Joseph August Stark in den Jahren 1801 und 1802 als „Unentgeltlicher“ die Zeichnungsakademie bei Johann Veit Kauperz. 1806 ging er nach Wien an die Akademie und lernte dort bei Hubert Maurer, Franz Caucig und Johann Baptist Lampi.1817 wurde er Direktor der „Steirisch Ständischen Zeichnungsakademie“. In kürzester Zeit und mit Hilfe von Graf Attems stellte er eine Gemäldegalerie mit über 300 Bildern als Studiensammlung für die steirischen Zöglinge zusammen. Mit der Öffnung dieser Galerie für die Allgemeinheit legten die beiden Initiatoren den Grundstein für die heutige Alte Galerie und Neue Galerie Graz.

Julius Octav von Vest (1806–1885) entstammt einer Pharmazeuten- und Medizinerfamilie. Er wurde selbst Arzt und widmete sich offensichtlich auch der Kunst. Er wird 1824 einmal in den Schülerlisten der „Steirisch Ständischen Zeichnungsakademie“ genannt. Julius Vest setzte in diesem Blatt ein Selbstporträt Starks in Lithographie um. Sein Vater Lorenz Chrysant Vest war 1811 von Klagenfurt nach Graz berufen worden, um am neu gegründeten Joanneum Chemie und Botanik zu unterrichten.

Ferdinand Maria Graf Attems

Wie in der Bildunterschrift erwähnt, hatte Johann Veit Kauperz den Grafen persönlich porträtiert. Die Zeichnung mit schwarzer Kreide befindet sich heute ebenfalls im Bestand der Alten Galerie. Das Profilbildnis nach links zeigt Ferdinand Maria Graf Attems im Bruststück mit Rüschenbluse, Jacke und langer, weißhaariger Perücke in einem Rundmedaillon. Dadurch erfährt der Dargestellte die ihm gebührende Würde und Wertschätzung.

Ferdinand Maria Graf Attems (1746–1820) wird in der Bildunterschrift noch als „Verordneter der Herren Stände der Steiermark“ genannt – vergleichbar der heutigen Landesregierung. 1801 wurde er zum Landeshauptmann gewählt und hatte diese Position bis zu seinem Tod 1820 inne. Er zeichnete sich vor allem durch persönlichen Einsatz und finanzielle Opfer während der Franzoseneinfälle aus.

Er wurde erster Kurator und Stellvertreter Erzherzog Johanns im Joanneum nach dessen Gründung 1811. Für die Alte Galerie ist er vor allem als Initiator zur Errichtung der Bildergalerie und Öffnung für das allgemeine Publikum derselben am 21. März 1819 wichtig.