Planetengottheiten

Bildinformationen

Die Planetengottheiten

Von jeher ist der Mensch davon überzeugt, dass die Planeten Einfluss auf das Weltgeschehen und jede einzelne Person haben. Bereits in der Antike wurden Planeten bestimmte Eigenschaften zugeschrieben. Jede Stunde, jeder Tag, jeder Monat steht unter der Wirkung eines Himmelskörpers. Die Verknüpfung von Planeten, Gottheiten und Sternbildern mit Schilderungen des alltäglichen Lebens war in der Kunst der Frühen Neuzeit sehr beliebt. Hinzu kamen die sieben Wochentage und die sieben Planetenmetalle.

Der niederländische Kupferstecher und Zeichner Jan Saenredam (1565–1607) war Lehrling bei Hendrick Goltzius (1558–1617), dessen feinem Gravierstil er sehr nahekommt. 1596 gestaltete Saenredam die Reihe der sieben Planetengötter nach Zeichnungen seines Meisters. Die Reihe befindet sich vollständig im Kupferstichkabinett der Alten Galerie. Vier davon sind nun im Graphikraum ausgestellt.

Jupiter

Stolz und aufrecht steht Jupiter auf einem hohen Sockel und sieht in die Ferne. In seiner Rechten hält er ein Zepter, in seiner Linken ein Blitzbündel. Zu seinen Füßen kauert mit bösem Blick der Adler, sein Attribut. Rund um das Podest versammeln sich verschiedene Vertreter der Künste und Wissenschaften: links unten ein Maler oder Zeichner mit dem Rücken zu den Betrachtenden, rechts zwei Musikanten mit einer Schoßharfe und einer Fidel und im Vordergrund zwei Gelehrte mit Büchern, Schreibutensilien, einer Kugel und Messgeräten. In den Hintergrund verlaufend und in gelehrsamer Atmosphäre wird gelesen, disputiert, gemessen und musiziert.

Jupiter, der oberste Gott der Römer, gilt als Inbegriff aller Rechtsordnungen und Satzungen. Er ist Schutzherr des Staates in allen Verfassungsformen und wacht über die internationalen Beziehungen und innerstaatlichen Verhältnisse. Eher ungewöhnlich ist seine Zuordnung zu den Freien Künsten und Wissenschaften – normalerweise dem Bereich von Minerva. Mit der Bildunterschrift nennt sich Jupiter als Schöpfer der Welt mithilfe der Künste und Wissenschaft.

Als Sternzeichen sind ihm Fisch und Schütze zugeordnet. Zwischen den beiden Tierkreiszeichen steht das astronomische Symbol für Jupiter, der stilisierte Blitz.

Mars

In Rückenansicht steht der Kriegsgott Mars mit kämpferischem Ausfallsschritt auf einem Podest und hält fest umschlungen ein Schwert in seiner Linken und eine Stangenwaffe in seiner Rechten. Er ist der Gott des lauten und kraftstrotzenden Schlachtengetümmels. Von mehreren Seiten ziehen Kompanien – Fußsoldaten und Cavalerie, begleitet von Fahnenträgern und Trompetern – zur Statue, um dem Gott zu huldigen.

Im Hintergrund durchzieht ein Heer mit Speeren die Landschaft, während links eine brennende Stadt zu erkennen ist. Obwohl im Hintergrund gekämpft wird, herrschen im Bild geordnete Verhältnisse in nobler Wirkung. Keiner der Dargestellten trägt eine verschlissene Kleidung.

Der Planet Mars wird aufgrund seiner roten Färbung in verschiedenen Kulturen mit den Gottheiten des Krieges in Verbindung gebracht. Die Babylonier sahen in ihm Nergal, den Gott der Unterwelt, des Todes und des Krieges. In der Astrologie ist Mars unter anderem das Symbol der Triebkraft. Er wird dem Element Feuer, dem Planetenmetall Eisen sowie den Tierkreiszeichen Widder und Skorpion zugeordnet.

Saturn

Auf einem überdimensionalen Podest steht Saturn und verschlingt ein Kind. In seiner Rechten hält er sein Attribut, die Sense. Rund um das riesige Podest sind Menschen bei der Feldarbeit zu sehen. Zu seinen Füßen ist ein Pflug abgestellt. Pferdefuhrwerke fahren die Ernte ein. Im Hintergrund verarbeitet eine Wassermühle getrocknetes Getreide zu Mehl. In der Ferne ist eine Richtstätte zu sehen, gekennzeichnet durch einen Galgen und ein Rad für die Strafe der Räderung.

Saturn ist hier in zweierlei Symbolik wiedergegeben. Zum einen ist er als gütiger Gott des Ackerbaus zu verstehen, der den Menschen lehrte, die Felder zu bestellen, Städte zu gründen und Münzen zu prägen. Zum anderen ist er als die gefürchtete, düstere Gottheit zu sehen, die seine eigenen Kinder verschlungen hatte. Dadurch wurde er zum Gott des Todes und der Toten erklärt.

Sein Attribut, die Sichel, ist in einer Doppelfunktion zu verstehen: einerseits als praktisches Erntegerät, andererseits als Waffe, mit der er seinen Vater Uranus entmannt und getötet hatte.

Unter den Temperamenten wird ihm die düstere Melancholie sowie deren extreme Form, der Wahnsinn, zugeschrieben. Unter Saturn Geborene galten als Melancholiker, die eher verschlossen, verbittert und einsam sind. Positiv gesehen ist der Melancholiker oft mit dem Philosophen und Denker verbunden. Als Sternzeichen sind ihm Steinbock und Wassermann zugeordnet. Zwischen den beiden Tierkreiszeichen steht das astronomische Symbol für Saturn, die stilisierte Sichel oder Sense.

Diana / Luna

Die Skulptur der Diana/Luna steht erhöht auf einem Podest an einem Fluss- bzw. Meeresufer. Sie ist mit ihren typischen Attributen – Pfeil und Bogen sowie der Mondsichel auf ihrer Stirn – gekennzeichnet. Die Fischerei und die Schifffahrt dominieren den Bildinhalt. Diana/Luna ist hier in einer Doppelrolle als Göttin der Jagd und des Mondes zu sehen.

Im Vordergrund sammelt ein Mann Fische vom Boden auf, die ihm möglicherweise aus dem Korb gefallen sind. Ein kleiner Krebs krabbelt auf ihn zu. Hinter dem Mann hält ein Junge einen toten Fisch an dessen Kiemen hoch. Ein Hund blickt freudig und angespannt auf die dargebotene, lockende Nahrung. Links nähert sich eine Frau mit Tauben in einem Korb und zwei toten Gänsen in ihrer Rechten.

An einem Fluss, der ins Meer mündet, stehen und sitzen mehrere Fischer und angeln mit Ruten, Netzen und Reusen. Am offenen Meer sind zahlreiche Segelschiffe und Ruderboote zu sehen. Im astrologischen Analogiensystem ist dem Mond das Element Wasser und das Tierkreiszeichen Krebs zugeordnet. So unterstützt Diana/ Luna die Schifffahrt sowie den Vogel- und Fischfang.