Musik-Pavillon

History Repeating?

Bildinformationen

Sonderausstellung

im Rahmen der STEIERMARK SCHAU 2025

Ort und Laufzeit

Schloss Eggenberg, Park: 26.04.-02.11.2025

Eröffnung Pavillon

26.04.2025

Kuratiert von

Günther Holler-Schuster

Alle anzeigen

Über den Musik-Pavillon

Im Rahmen der STEIERMARK SCHAU 2025 mit dem Titel Ambition & Illusion.

Im vor dem Schloss positionierten Pavillon spielt Musik eine zentrale Rolle. Die Architektur des Pavillons greift grundsätzlich die barocke Theatralik und das Element des Gartenpavillons auf. Durch die flexible Architektur ergeben sich performative Momente, die den Ort immer wieder verändert erscheinen lassen.

Der Komponist Klaus Lang hat sich mit der am Eggenberger Hof komponierten Musik und den Emblemen, die in den Deckengemälden des Schlosses eingebunden sind, beschäftigt. Emblemata dienten zur Erziehung und Erbauung der adeligen Jugend, waren somit nicht nur intellektuelle Rätsel, sondern auch Handlungsanweisungen. Langs Kompositionen beziehen sich darauf und erklingen im Pavillon in ihrer Bezüglichkeit zur Gegenwart.

Handlungsanweisungen bzw. die Performativität von Skulptur sind wesentliche Elemente in den Überlegungen des Bildhauers Erwin Wurm. Die Idee seiner One Minute Sculptures bzw. grundsätzlich die Performativität seiner Kunst sind diesmal in den Zusammenhang der barocken Theatralik eingebunden. Die Exaltiertheit des Barock, die mit der narzisstisch geprägten Gesellschaft von heute durchaus verwandt ist, entfaltet sich in dem für den Pavillon ausgewählten Skulpturenensemble. Die Skulpturen bilden eine imaginäre Hofgesellschaft, deren psychische Disposition zumindest hier ins Wanken geraten zu sein scheint.

Die Vorhangwände des Pavillons werden von einem monumentalen digitalen Gemälde von Hubert Schmalix bestimmt. Es umläuft den gesamten Pavillon. Partielles Öffnen und Schließen der Vorhänge steigert den Charakter des Schauspiels. Die Bilder beziehen sich im Wesentlichen auf die digitale Kommunikation – Emojis. Sie sind auf Blicke und klare Gesten ausgerichtet und werden bei Schmalix zur Handlungsanweisung – weisen ab oder ziehen an.

Hubert Schmalix

Vorhang für die gesamte Pavillonarchitektur

Die jüngsten Gemälde von Hubert Schmalix sind formal äußerst reduziert. Seine Menschendarstellungen waren immer stereotyp bzw. ikonisch. Meist waren es, neben den anonym wirkenden weiblichen Akten, archetypische Figuren wie Jesus Christus oder jüngst der hl. Stephan. Sie sind nicht ihrer selbst wegen dargestellt, auf ihre biografischen bzw. historischen Aspekte wird hier nicht fokussiert. Schmalix fasst den Inhalt weiter und stellt allgemeine Fragen – nach Machtverhältnissen, nach dem Schicksal des „alten weißen Mannes“. Gleichzeitig sind es die Bildmuster, die Informationen, die von bestimmten Darstellungsformen ausgehen. Während sich die meisten seiner Bildideen bisher aus der Kunstgeschichte ergeben haben, scheint Schmalix aktuell neue Gefilde zu erschließen.

Emojis – Elemente aus der digitalen Kommunikationskultur – sind in seinen jüngsten Bildern die Basis für neue Bildfindungen. Das monumentale Bild, das als Vorhang die gesamte Pavillonarchitektur bestimmt, ist voller Kommunikation. Die vereinfachten Körperformen wirken signal - haft. Die entgegengestreckten Hände warnen uns, die Augen starren uns an – Theatralik, Dramatik. Ein in die Gegenwart transformierter Ausdruck des barocken Schauspiels, des exaltierten Verhaltens bzw. des Performativen zeigt sich hier. Die steinernen Figuren, die den Schlosspark üblicherweise bevölkern, scheinen sich in dem Gemälde von Hubert Schmalix zum monumentalen Comic zu verdichten.

Wir haben es bei Schmalix mit einer hybriden Welt zu tun. Diese ist weniger von der Wirklichkeit bestimmt als vielmehr von deren Bildern.

Über den Künstler

Erwin Wurm

Kunstwerke

Um den Literaten Balzac darzu - stellen, entschied sich Auguste Rodin 1891 dazu, nicht die Person selbst ins Zentrum zu stellen, sondern den Abguss eines Kleidungsstücks des Darzustellenden. Dieses als „metonymisch“ zu bezeichnende Phänomen, wobei nicht das Ding an sich entscheidend ist, sondern dessen Umgebung, trifft auch auf viele Werke von Erwin Wurm zu.

Absenz und Präsenz sind in seiner Kunst grundlegende Aspekte. Menschliche Figuren erscheinen dabei oft teilweise oder ganz in Kleidungsstücke verhüllt. Hat das Gewand ein Eigenleben entwickelt oder verändert Kleidung die Silhouette einer Person so dramatisch? Der Künstler nützt diese Unklarheit zur konsequenten Weiterentwicklung der skulpturalen Realität. Volumen und Form sind innerhalb der Skulptur klassische Komponenten. Sie zu verändern, zu variieren, ist in dieser Kunstauffassung zentral.

Wurm geht bei der Darstellung des Menschen sehr weit. Immer wieder sind es unsichtbare Aspekte, die im Sichtbaren plötzlich entscheidend werden. Seine Psychos sind deswegen auch Wesen, die zwar an Organisches erinnern, es aber auch gleichzeitig längst verlassen haben. Im Kleidungsstück bzw. in der eigenen Disposition verhaftet, mutieren diese Wesen zu surrealen Gestalten und verbinden sich oft mit Objekten bzw. Alltagsgegenständen.

Kleidung bzw. Mode bestimmt prinzipiell unsere äußere Erscheinung, sie ist auch Ausdruck einer gewissen sozialen Zwangsvorstellung – sich abzuheben, hip zu sein etc. Dass man damit oft grandios scheitern kann und das absurde Schauspiel dann seinen Lauf nimmt, kann man in Erwin Wurms Kunst gut erkennen. Kritik und Humor halten einander dabei die Waage.

Über den Künstler

Klaus Lang und Ārt House

emblemata sonantes. ist ein Auftragswerk für die STEIERMARK SCHAU 2025

Die Idee einer neuen Komposition für einen Pavillon der STEIERMARK SCHAU 2025 bezieht Klaus Lang direkt auf Schloss Eggenberg und das Jahr des Baubeginns 1625. Das rund 50 Minuten lange Werk emblemata sonantes. ist ein in Klang übersetzter hypothetischer Gang durch die Prunketage von Schloss Eggenberg im Jahr 1625 – in 365 Tagen, die 365 Takten entsprechen.

Dabei scheinen immer wieder, gesungen von einer Sopranstimme, Texte aus den Emblemen auf, die im bis heute erhaltenen historischen Deckenbildprogramm des Schlosses zu sehen sind. Embleme, deren Eggenberger Vorbilder vor allem vom spanischen Diplomaten Saavedra Fajardo aus dessen Buch über den idealen christlichen Fürsten stammen, sind Kombinationen von kurzen Sinnsprüchen und Bildern, die zusammen eine moralisierende Botschaft haben. Richtig verstanden, leiten sie die Betrachtenden zu weiser Ausübung von Herrschaft an.

Ein weiterer direkter Bezug der Komposition zur Zeit des Baus von Schloss Eggenberg ist das verwendete Instrumentarium. Klaus Lang hat das Werk für das Grazer Ensemble ĀRT HOUSE 17 komponiert, das mit historischem Instrumentarium der Renaissance- und Barockmusik arbeitet, wie Viola d’amore, Viola da gamba, Blockflöten und Cembalo.

Klaus Lang, der sich auch wissenschaftlich mit historischen Stimmsystemen beschäftigt und in Auf Wohlklangs Wellen durch der Töne Meer ein Standardwerk dazu publiziert hat, hat die emblemata sonantes. für ein mitteltönig gestimmtes Instrumentarium mit 19 Tönen pro Oktave geschrieben.

Über die Künstler*innen
emblemata sonantes.