Ohne Titel von Mandla Reuter, ein Teil seiner Arbeit Parks, 2013, die er als Artist in Residence realisierte, besteht als autonomes Kunstwerk, innerhalb dessen er den Skulpturenbegriff auf mehreren unterschiedlichen Ebenen verhandelt und erweitert. Unter besonderer Berücksichtigung der Örtlichkeit des Österreichischen Skulpturenparks positioniert Reuter, der sich eingehend mit der Frage, wie Räume oder Landschaften besetzt und definiert werden können, seine Verweise, die über den Ort des Parks hinausgehen.
Definiert als gartenarchitektonisch angelegtes Ausstellungsareal, in dem Kunst, Natur und Mensch in Dialog treten, befindet sich der Park neben einem künstlich geschaffenen Erlebnis-, Unterhaltungs- und Vergnügungsumfeld. Reuter interessiert diese Situation ebenso wie die Verspannung von Räumen und Feldern. Selbst an verschiedenen Orten gleichzeitig sein zu können, erscheint dabei ebenso relevant.
In seiner Arbeit geht es um real existierende Orte, die aufeinander verweisen, miteinander verbunden, in Austausch, subtil in Beziehung gesetzt und damit neu verhandelt werden. Ungewohnte Zugänge und differenzierte Lesarten führen dabei zu neuen Wahrnehmungen und Vorstellungen.
Mit der Positionierung seines Exponates auf der vorderen rechten Oberkante des Berggartencafés versetzt Reuter nicht nur den konkret existierenden Ort in einen Schwebezustand von Realität und Fiktion, sondern auch die Arbeit selbst. Dabei schafft er, wie er sagt, keine Skulptur, sondern erzeugt Bilder, die immer neue Geschichten erzählen. Gleichzeitig verspannt er die Idee Park mit konkreten Aktionen, die Körper, Welt und Idee in variabler Verbindung halten.
Weißer Carrara-Marmor wird zu einem Verweis auf klassische Skulptur und auf Möglichkeiten von Erzählungen, die über das einzelne Exponat hinausreichen. Der Baumstamm fungiert in Korrespondenz mit den dort befindlichen Betonsäulen als tragendes Element und als Teil der Arbeit, aber auch als Sockel. Ein Spiel der Bedeutungsverschiebungen, der Variabilität zwischen Präsenz und Absenz, Idee und Determinierung von Orten, der Verbindung von Architektur, Park und Skulptur, Leichtigkeit und Schwere, Lokalisierung und Vernetzung bzw. Befragung von Landnahme und -entwicklung sowie Ortsbestimmung und Dislozierung werden in Gang gesetzt.
Der unbearbeitete Marmorblock auf dem Dach irritiert übliche Erwartungen von Raum und Funktion, aber auch von Skulptur. Ohne persönliche Handschrift zu hinterlassen, versetzt uns der Künstler mit dieser Setzung in einen Wandlungszustand, der neue Perspektiven öffnet.
So reduziert er Skulptur und Installation nicht nur auf ein materielles und technisches Minimum, sondern er hebt konditionierte Vorstellungen von Ausführung, Standort- oder Bedeutungsfestlegung aus den Angeln und lässt die Idee von Park in vielfältigen Facetten und Intentionen ineinander verschwimmen, um Bedeutungsvielfalt, Ortsunabhängigkeit und Assoziationsfreiheit bei gleichzeitiger gedanklicher und formaler Präzision zu erzeugen.