Hans Kupelwiesers Werdegang zum Bildhauer erfolgte an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei den Kunst- und Medientheoretikern Bazon Brock und Peter Weibel. Daher definierte sich sein Skulpturenbegriff von Anfang an aus einem medialen Denken heraus, sodass er zwischen den diversen Medien, Materialien und Funktionen frei operieren konnte.
Seine skulpturalen Anliegen formulieren sich in der Fotografie wie im Möbeldesign, in der Schrift wie im digitalen Medium, im Photogramm, in den Techniken des Inkjet, Digital Airbrush und der Computeranimation. Er arbeitet mit den verschiedensten Materialien wie Gummi, Stahl, Glas und Papier. Dabei unterzieht er jeden Arbeitsprozess einer präzisen konzeptuellen Analyse. Im operativen Feld der Sprache verschmelzen Material und Medien zu linguistischen oder indexikalischen Skulpturen, die besonders als flache bildähnliche Bodenskulpturen zur Wirkung kommen.
In der Bodenskulptur Badezimmer schneidet er unter Verwendung von architekturbasierten Schablonen die standardisierten Symbole für Nassräume und eine lebensgroße menschliche Silhouette in die großflächige Stahlplatte ein, die im Medium der Architekturzeichnung ihre Funktion beansprucht. Die Leerstellen, durch die das kurzgeschorene Gras sichtbar wird, verweisen ex negativo auf die Präsenz des Stahls und wirken wie geometrische Ornamente in einem Teppich.
Es handelt sich um eine abstrakte Materialskulptur, deren Perforationsstellen sich jedoch bei genauer Betrachtung als ein indexikalisches Informationssystem von Gegenstandssymbolen dechiffrieren lassen. In dieser Verschränkung von Material, Form, Funktion und linguistischer Operation treffen die Koordinaten in Kupelwiesers skulpturalem Handlungsfeld aufeinander und irritieren in ihrer Ambivalenz von Natur (weiches Gras) und Kultur (harter Stahl), vom Bild als Negativ einer Skulptur und Skulptur als Positiv eines Bildes, was wiederum ein fotografisches Paradigma ist.