Ende der 1970er-Jahre begann Bruno Gironcoli jene monumentalen Plastiken zu entwerfen, die für sein Schaffen bezeichnend wurden und die ihre typische Erscheinung einer gleichermaßen differenzierten wie ambivalenten Struktur verdanken – einer hybriden Mischung verschiedenartigster Elemente, in der Vegetabiles neben streng Geometrischem, Anthropomorphes neben Apparativem erwächst und welche diesen mächtigen Gebilden ihr technoid-biomorphes Aussehen verleiht.
Trotz der auffälligen Nähe seiner Formenwelt zu realen Dingen sieht Gironcoli in all diesen Elementen zuerst die bildhauerische Idee, den formalästhetischen Gedanken abseits konventioneller Bedeutungen. In der Folge jedoch ist es nicht allein das Objekthafte, was uns diese Arbeiten zu vermitteln suchen.
Anfang der 1960er-Jahre kam Gironcoli mit dem Werk Alberto Giacomettis und der surrealistischen Plastik in Berührung. Er begann sich mit den Schattenseiten der menschlichen Existenz, Gewalt, Unterdrückung bis hin zu den Tabuzonen abgründiger Sexualität zu beschäftigen – ein Themenkomplex, der auch seinen Großplastiken zugrundeliegt.
Gironcoli begreift diese als Organismen, welche archaische Prozesse wie Werden und Vergehen, Leben und Tod widerspiegeln. Indem er Zeichen der Fruchtbarkeit, des Lebens in diesen maschinenartigen Konstruktionen einverleibt, verweist er auf die starre Unerbittlichkeit naturgegebener wie sozialer und ökonomischer Prozesse, welche den Einzelnen mit rigider Perfektion in einen fortwährenden Strom von Zugeständnissen und Abhängigkeiten verstricken und in ihrem totalitären Anspruch jegliche Form von Individualität und Sinnlichkeit ersticken.
Nicht zuletzt sind diese Werke Ausdruck eines kulturellen Allgemeinzustandes, der sich für den Künstler in unterdrückten Leidenschaften, wachsender Entmündigung und Lebensangst manifestiert.