Gotisches Eggenberg

Anfänge im Mittelalter

 

Im Jahr 1625 wählte Fürst Hans Ulrich von Eggenberg für den Bau der neuen Residenz genau den Ort, wo bereits sein Urgroßvater, Balthasar Eggenberger, den Familiensitz errichten ließ. Teile dieses mittelalterlichen Vorgängerbaues hat man bewusst beibehalten und die barocke Vierflügelanlage um diesen Altbestand herum gebaut. Der Mittelturm mit der gotischen Kapelle wurde sogar zum Zentrum des neuen Schlosses. Spuren dieses mittelalterlichen Baus lassen sich auch noch heute entdecken.

 

 

 

 

 

 

 

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Eckhenperg - Der Stammsitz auf den Algersdorfer Feldern

Balthasar Eggenberger erwarb vor 1464 den Orthof auf den Algersdorfer Feldern, westlich der Residenzstadt Graz. In den folgenden Jahren ließ er diesen befestigten Edelsitz großzügig umbauen und erweitern. Über das Aussehen dieses Stammsitzes der Familie lässt sich nur wenig sagen. Er bestand wohl aus einem quadratischen Turm und einem L-förmigen Gebäude. Noch vor 1470 wurde in den Turm eine kleine Marienkapelle eingebaut und mit einem wertvollen Flügelaltar ausgestattet.

Auch die nächsten Generationen nahmen mehrfach Änderungen an dem Gebäude vor. Erst als Hans Ulrich von Eggenberg zu einem wichtigen Staatsmann aufgestiegen war, entsprach dieser einfache Familiensitz den geänderten Ansprüchen des jungen Fürstenhauses nicht mehr. 1625 wurde mit dem grundlegenden Umbau begonnen, die mittelalterlichen Teile wurden aber nicht abgebrochen, sondern geschickt in den Neubau integriert. Grund dafür waren einerseits der ökonomische Zwang, teures Baumaterial zu sparen, andererseits aber auch der offensichtliche Wille, das Stammen-Hauß und damit das Familienerbe nicht zu zerstören.

Noch heute treten einige ältere Bauteile aus dem 15. und 16. Jahrhundert ans Tageslicht. In den hinteren Trakten des Schlosses befinden sich ältere Fassaden, ein Portal und Fensterrahmungen mit farbiger Fassadengestaltung. Die gotische Marienkapelle im zweiten Stock des Turmes wurde sogar unverändert belassen und zum Mittelpunkt der neuen Anlage bestimmt.

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Gotische Kapelle

Im Turm seines Anwesens ließ Balthasar Eggenberger vor 1470 ein Marienheiligtum einrichten. Diese capella Beate Marie Virginis sita in Castro Eckenperg, wie sie in einer Ablassurkunde benannt wird, bildet den Kern jenes Schlosses, das sein berühmter Nachfahre Fürst Hans Ulrich errichten ließ. Der quadratische Raum mit dem reichen Sternrippengewölbe fügt sich in die europäische Tradition repräsentativer Privatkapellen, wie sie in zahlreichen Adelssitzen der Epoche zu finden sind. Der kleine Kapellenraum ist auch ein Zeichen für die Bedeutung des christlichen Glaubens für die Menschen des Mittelalters. Balthasar war mit Sicherheit kein tief religiöser Mensch, trotzdem war es ihm wichtig, für sein Seelenheil nach dem Tod zu sorgen. Dafür stiftete er auch einen Flügelaltar, der der Jungfrau Maria als höchster Fürsprecherin geweiht war.

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Eggenberger Altar

Angesichts der unsicheren Zeitumstände lag es nahe, sich Maria, der „Helferin der Christen“, anzuvertrauen. So steht die Gottesmutter auch im Zentrum des prächtigen Eggenberger Altaraufbaues, den Balthasar vor 1470 stiftete. Davon zeugen heute noch die 13 Bildtafeln, während der übrige Aufbau im 18. Jahrhundert demontiert wurde. Maria ist von musizierenden Engeln umgeben und wird von den beiden Heiligen Fabian und Sebastian flankiert. Zum unmittelbaren Hofstaat der Himmelskönigin gehören auch die vier Märtyrerinnen Dorothea, Margaretha, Katharina und Barbara, die neben der Mitteltafel gezeigt werden. An den Innenseiten der Altarflügel sind die zwölf Apostel dargestellt, während die Außenflügel 12 der gerade in dieser Zeit viel verehrten 14 Nothelfer schmücken.

Im Mittelalter wurden Flügelaltäre nur zu hohen Feiertagen geöffnet. Dies erklärt auch den enormen künstlerischen Aufwand für die Innenseite: Goldgrund und kostbar geschnitzte Altararchitektur bilden den Hintergrund für die in prachtvollen Gewändern gezeigten Heiligen. Im Vergleich zu anderen steirischen Tafelbildern dieser Zeit stellt der Eggenberger Altar eine besondere Kostbarkeit dar und ist damit auch ein Beweis für die gehobene Stellung der Eggenberger im 15. Jahrhundert.

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